Flammendes Zeichen trotz Resignation
50 Menschen bei Kundgebung des Bündnisses "Hände weg vom Sozialticket" auf dem Friedensplatz
Die Demonstranten verbrannten ein überdimensionales Ticket 1000 vor dem Rathaus
"Das Feuer ist aus." Ein Satz mit Symbolwert. Als das "Ticket 1000" gestern Nachmittag auf dem Friedensplatz in Flammen aufgehen sollte, sprang der Funke zunächst nicht über. Erst im zweiten Anlauf brannte der überdimensionale Fahrschein.
Wirklich warm wurde niemandem. Viele hätten wohl schon resigniert, kommentierte Heiko Holtgrave vom Bündnis "Hände weg vom Sozialticket" den mäßigen Zuspruch. Rund 50 Leute - mit und ohne Transparenten - verloren sich bei der Kundgebung. "Aber 13 000 haben das Unsozialticket bereits gekündigt", geißelte Holtgrave den ungeliebten 30-Euro-Fahrschein. Den Armen zeige der Rat die kalte Schulter. "Aber wenn das U wieder ein paar Millionen mehr kostet - da machen sie mit, dafür haben sie Geld."
Grünen-Fraktionschef Mario Krüger rief dazu auf, den Druck hoch zu halten. "Macht weiter. Ihr helft unheimlich." Er erneuerte die Forderung nach einem günstigeren Übergangsticket, das gelten solle, bis der VRR-Fahrschein auf dem Markt sei. Den streben CDU und Grüne auf Landesebene am 1. August an - zu 23 Euro. Dass es soweit kommt, bezweifeln einige. Sowohl Krüger wie auch Linken-Fraktionschef Utz Kowalewski schlossen gestern "ein Wahlkampfmanöver der CDU" nicht aus. "Durchaus denkbar, dass die nach dem 9. Mai nichts mehr davon wissen wollen. Vielleicht ist es dann plötzlich nicht mehr finanzierbar", argwöhnte auch Holtgrave.
Helmut Manz, OB-Kandidat der Linken, forderte eine öffentliche Entschuldigung des Sozialausschuss-Vorsitzenden Michael Taranczewski (SPD). Der hatte Vertretern des Bündnisses wegen der Beobachtung und Dokumentation des Abstimmungsverhaltens aller Ausschussmitglieder "Nazi-Methoden" vorgeworfen. Sofern er sich davon nicht distanziere, solle er "den Vorsitz des Ausschusses niederlegen", so Manz, "weil er dann mit dem Amt überfordert ist".
Quelle: WR vom 19.02.10