Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Kommunale Politik / Parteien Gegner des Flughafens im Aufwind

Gegner des Flughafens im Aufwind

Diese brandaktuelle Nachricht dürfte Freude bei den Flughafengegnern auslösen. Die Bezirksregierung in Münster hat zur Vermeidung von so genannten Wirbelschleppen den Einsatz von Maschinen des Typs Boeing 757-200 verboten.

Baubedingt sorgten diese Flieger für ein erhöhtes Risiko von Luftverwirbelungen, die in Unna-Massen zu Schäden an Hausdächern geführt haben. Allerdings verzeichnete der Flughafen im vergangenen Jahr nur 24 Einsätze dieses Modells, das die Airlines Sun Express und atlasjet nutzen. Beide Gesellschaften wollen ab Sommer den verbotenen Typ durch die kleinere 737-800 ersetzen.

Doch auch sonst haben die Gegner der "Startbahn Ruhrgebiet" zurzeit reichlich Oberwasser. Mehr als 100 neue Mitglieder traten der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) zuletzt bei. Tendenz steigend. "Nachdem wir in den vergangenen Jahren durch Wegzug, Tod und Kündigungen sowie aus Resignation Mitglieder verloren haben, stellen wir nun fest, dass sich viele Menschen den Ausbauplanungen nicht hilf- und tatenlos ausliefern wollen", sagt die Vereinsvorsitzende Ursula Wirtz.

Seitdem Flughafenchef Manfred Kossack im September 2006 die Katze aus dem Sack gelassen und seine Pläne für den "DO Airport" vorgestellt habe, sei die Mitgliederzahl deutlich gestiegen.


"Der Widerstand wächst"

Wie geht es am Flughafen weiter. RN-Redakteur Achim Roggendorf sprach mit Ursula Wirtz, der Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Fluglärm.

Was halten Sie von Flughafenchef Manfred Kossack?

Wirtz: - Er ist ein Mann mit einem sehr einnehmenden Wesen.

Gerüchteweise soll er bald aufhören und neuer EDG-Chef werden?

Wirtz: - Das habe ich auch gehört.

Würde es Sie freuen, wenn er seinen Schreibtisch räumt?

Wirtz: - Das ist mir egal.

Wer könnte sein Nachfolger werden?

Wirtz: - Ich denke Hubert Jung.

Warum gerade Jung?

Wirtz: - Als Stadtwerke-Vorstandsmitglied ist er bereits der Strippenzieher hinter den Kulissen. Außerdem könnte sich die SPD so die Stimmen für den Flughafenausbau von der CDU erkaufen.

Glauben Sie, dass die CDU der längeren Start- und Landebahn zustimmen wird?

Wirtz: - Mit Erich G. Fritz wird das wohl nicht zu machen sein. Doch viele CDU-Mitglieder denken da anders.

Haben Sie Ihre Strategie danach ausgerichtet?

Wirtz: - Wir beobachten sehr genau, wie sich unsere Stadtverordneten verhalten.

Was wollen Sie damit sagen?

Wirtz: - Wir werden jeden Einzelnen in die Pflicht nehmen - und ihn fragen, wie er zu den Ausbauplänen steht. Damit sich hinterher keiner herausreden kann.

Für Kossack sind die Flughafengegner derzeit kein Thema.

Wirtz: - Darüber kann ich nur lachen.

Warum sind Sie eigentlich so vehement gegen einen weiteren Ausbau der Startbahn Ruhrgebiet?

Wirtz: - Weil er nicht notwendig ist. Für den vorhandenen Flugverkehr reicht das neue Terminal doch völlig aus.

Fragt sich wie lange noch?

Wirtz: - Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Passagierzahlen noch steigen werden.

Warum?

Wirtz: - Der Billigfliegerboom hat seinen Höhepunkt überschritten. Und klassische Fluggesellschaften wie Lufthansa wären längst in Dortmund, wenn Sie eine Chance für sich sehen würden.

Spielt der Klimaschutz auch eine Rolle?

Wirtz: - Ja, natürlich. Alle Welt redet doch von der Klimakatastrophe - und in Dortmund wird fleißig am Ausbau des Flughafens gearbeitet. Das ist doch ökologischer Wahnsinn. Über die Folgen für die Umwelt wird dabei überhaupt nicht gesprochen.

Die Diskussion über die Ausbaupläne läuft. Von welcher politischen Partei sind Sie am meisten enttäuscht?

Wirtz: - Von keiner. Es hat immer eine große Koalition für den Flughafen gegeben.

Wie denken Sie über die Pläne?

Wirtz: - Schon der Ausbau der Start- und Landebahn auf 2000 Meter war unverantwortlich.

Trotzdem hält sich die Kritik der Bevölkerung in Grenzen?

Wirtz: - Das stimmt. Das ist auch etwas, was mich sehr ärgert. Trotzdem sollten sich die Verantwortlichen nicht in Sicherheit wiegen. Der Widerstand ist größer als es den Anschein hat.

Woran merken Sie das?

Wirtz: - An unseren Mitgliedszahlen.

Und die gehen nach oben?

Wirtz: - Ja, wir haben in den letzten fünf Monaten über 100 neue Mitglieder gewonnen. Daran merken Sie, wie sehr den Menschen das Thema unter den Nägel brennt.

Besonders freut mich, dass darunter viele junge Menschen und Familien sind.

In diesem Jahr wird der Flughafen voraussichtlich knapp 20 Mio. Euro Miese einfliegen?

Wirtz: - Eine unglaubliche Zahl. Mit dem Defizit, das in zwei Jahren am Flughafen anfällt, könnte OB Langemeyer problemlos seinen Traum vom U-Turm-Museum verwirklichen.

Wird die Startbahn Ruhrgebiet jemals schwarze Zahlen schreiben?

Wirtz: - Ich glaube nicht, dass wir das noch erleben werden. Den Ausbau des Flughafens gibt es ja nicht zum Nulltarif. Dafür muss erneut sehr viel Geld in die Hand genommen werden.

Womit wird sich der Stadtrat Ihrer Meinung nach zuerst beschäftigen müssen: mit einer Ausweitung der Betriebszeiten oder dem Ausbau der Start- und Landebahn?

Wirtz: - Wahrscheinlich mit der Betriebszeitverlängerung. Darüber wird schon längst hinter verschlossenen Türen diskutiert. Die Politiker wissen aber nicht, wie sie das heiße Eisen anpacken können, ohne Wählerstimmen zu verlieren.

Was wollen Sie eigentlich mit ihrem Kampf erreichen?

Wirtz: - Der Flughafen soll nicht mehr weiter ausgebaut werden. Am Status quo können wir natürlich nichts mehr ändern.

Glauben Sie, dass die Billigflieger nach Ablauf des Neres-Förderprogramms 2009 Dortmund wieder den Rücken kehren werden?

Wirtz: - Dann haben wir den Offenbarungseid an der Chaussee. Ein heikles Thema: Ein Flughafen hat Betriebspflicht - es sei denn, er ist insolvent. Was er ja faktisch ist.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 15.02.07

Artikelaktionen