Industrie bedroht: Immer mehr Bürgerinitiativen in Dortmund
Lärm, Gestank, Luftverschmutzung, zu viel Verkehr: Immer mehr Menschen fühlen sich davon gestört und organisieren sich in Bürgerinitiativen. Die Industrie- und Handelskammer hat bereits Angst um den Industriestandort Dortmund.
Vor dem Hintergrund, dass Firmen immer mehr Probleme bei Ansiedlungen oder Erweiterungen haben, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Schulz: „Es darf keine weitergehenden Einschränkungen durch heranrückende Wohnbebauung geben.“ Er fordert ein klares Bekenntnis der Politik zum Industriestandort, „das auch bei Widerständen gültig ist.“
Das gibt die Politik. Jutta Starke (SPD) führte kürzlich im Wirtschaftsförderungsausschuss die „industriefeindliche Haltung“ auf eine „Individualisierung der Gesellschaft“ zurück. Um eine Lanze für die Unternehmen zu brechen, regte Starke nach der Kommunalwahl eine parteiübergreifende Initiative an.
Bürgerinitiativen bedrohen neue Arbeitsplätze
Udo Mager, Chef der Wirtschaftsförderung, vermisst die Orientierung am Gemeinwohl. „Lautstarke Minderheiten erwecken den Eindruck der Mehrheit, torpedieren jedoch Mehrheitsinteressen.“ Allein die drei Bürgerinitiativen gegen Rothe Erde, Tedi und das Schrottzentrum würden 520 bestehende und 760 neue Arbeitsplätze bedrohen.
Dr. Frank Claus vom IKU-Institut versucht seit Jahren, unter den verschiedenen Parteien zu schlichten. Transparenz und Offenheit seien dafür das A und O. Oftmals würden Konflikte auf Nebenkriegsschauplätze verlagert. Wie beim Flughafen. Den Gegnern gehe es durchaus nachvollziehbar um den Schutz vor Lärm.
Doch oftmals würde etwa die Flughafen-Finanzierung als Argument gegen den Airport vorgeschoben. „Darum geht es ihnen aber nicht wirklich.“ Die zentrale Frage laute: „Wie können wir es schaffen, dass es für die Flughafen-Anwohner nicht lauter wird?“
Bürgerinitiative Dortmund-West will Protest bündeln
Derweil gibt es Überlegungen bei der Bürgerinitiative Dortmund-West, den gesamten Bürgerprotest stärker zu bündeln. Sprecher Rainer Bomke meint: „Wir haben im Prinzip alle das gleiche Problem: Wir werden zwar gehört, aber letztlich gibt es keine Lösungen oder Kompromisse.“
Quelle: RN vom 30.04.09