Inkassobüro als Hausverwalter
Die Abwärtsspirale, die Mieter in Ruhrgebietssiedlungen erleben, erreicht eine neue Dimension. Nach Angaben des Mietervereins Dortmund hat ein Inkassobüro die Wohnungsverwaltung für das Immobilienunternehmen Speymill übernommen.
Einschüchterung statt seriöser Wohnungsverwaltung, befürchtet Holger Gautzsch, Rechtsberater des Mietervereins. Betroffen sind die Bewohner von 496 Wohnungen in der Nord- und Oststadt. Bis 1999 gehörten die Immobilien der LEG, dann wurde an die Häusserbau-Gruppe in Bochum verkauft, 2007 schließlich an die „Speymill Deutsche Immobilien 24 Ltd”. Speymill hat ihren Firmensitz auf der Isle of Man.
„Zahlreiche Mieter der Speymill Deutsche Immobilien 24 Ltd. bekamen in den letzten Wochen Post von einem Inkassobüro”, gibt Gautzsch die Sorgen der Kunden wieder. Man sei beauftragt, „die nachstehende Forderung mit Ihnen abzustimmen.“
Hintergrund dieser Aktion sei der Umstand, dass erst vor kurzem die Hausverwaltung gewechselt habe. Bis Mai war die Firma Treureal property Management beauftragt, berichtet der Mieterverein. Diese Verwaltung wurde abgelöst durch die Hausverwaltung „Goal property management”.
»Hausverwaltung auf unterstem Niveau«
„Dieser wächst eine seriöse Hausverwaltung offensichtlich über den Kopf”, schimpft Gautzsch. „Angeblich bestehende Forderungen gegen Mieter wurden kurzerhand einem Inkassobüro übertragen.”
Dem Mieterverein liegen zahlreiche solcher Fälle vor. In einem Fall resultiert die nun von dem Inkassobüro geltend gemachte Forderung aus einer Betriebskostenabrechnung für das Jahr 2007, die der Mieter aber erst im Mai 2009 erhielt.
„Einer seriösen Hausverwaltung müsste bekannt sein, dass Forderungen aus derart verspäteten und verfristeten Abrechnungen null und nichtig sind, wertet Gautzsch.
In einem weiteren Fall hatte eine Mieterin gegen eine Abrechnung begründet Widerspruch eingelegt. Ein Inkassobüro sei „niemals in der Lage, spezielle Probleme einer Abrechnung zu klären”.
„Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass hier Hausverwaltung auf unterstem Niveau betrieben wird“, stellt Gautzsch fest. Die „Goal property management” sei weder in der Lage, Ihre Verwaltungsbefugnis nachzuweisen, noch simple Hausverwaltungstätigkeiten auszuüben. Mieter mit berechtigten Einwänden gegen Rechnungen, sollten sich nicht von einem Inkassobüro einschüchtern lassen, rät der Mieterverein.
Quelle: Der Westen vom 11.12.09