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Jugendhilfe braucht dringend Hilfe

Im November 2006 machten die 92 Mitarbeiter in der Jugendhilfe auf ihre prekäre Situation aufmerksam und schrieben Überlastungsanzeigen. Gestern war man einen Schritt weiter: Ein Gutachten bestätigt, dass die Betreuung der Kinder und Jugendlichen nicht zu schaffen ist. "Kurzfristige Hilfe" wurde versprochen.

Welches Pensum die Mitarbeiter im Jugendamt bewältigen, hatte schon Amtsleiter Ulrich Bösebeck in seinem Jahresbericht skizziert. Über 5000 Beratungsfälle im letzten Jahr, 750 Jugendliche und Kinder in Obhut genommen, 590 stationär untergebracht. Alle Kennzahlen weisen steil nach oben. Es gibt immer mehr zu tun, um Familien bei der Erziehung zu helfen.

Dass dies nicht mit demselben Personalstamm zu schaffen ist, hatten die Beschäftigten Ende 2006 öffentlichkeitswirksam kundgetan. Sonst hätte sich wahrscheinlich überhaupt nichts geändert, munkeln sie heute.

Dennoch: Den Druck mit Transparenten und Schildern halten sie auch neun Monate später aufrecht. Denn bis heute ist kein zusätzlicher Kollege eingestellt, obwohl es weiterhin brennt. Die Vorsorge kommt viel zu kurz.

Immerhin gibt ein offizielles Gutachten den Mitarbeitern jetzt auf ganzer Linie Recht. Dazu führte gestern Raoul Termath vom Gemeindeprüfungsamt aus, "dass die hohen Anforderungen in der Praxis nicht umgesetzt werden können". Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit seien "eingeschränkt". Vom Budget des Jugendhilfedienste in Höhe von 78 Mio. Euro würden 47 Mio. Euro außerhalb der Familie ausgegeben. Deshalb müsse das Angebot weg von der stationären Hilfe hin zur Familie umgesteuert werden, forderte Termath.

Eine Forderung, die beim Oberbürgermeister auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Er will 20,5 Stellen neu schaffen und gleichzeitig fünf Mio. Euro bis 2010 einsparen.

Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp berichtete gestern, dass 6,5 Stellen in der Qualitätssicherung, 8,59 Stellen in der Prävention und 5,6 Stellen in der Vormundschaft geschaffen werden. 13 Stellen seien bis jetzt ausgeschrieben.

Ausschussvorsitzender Friedhelm Sohn forderte, dass das Programm "zügig umgesetzt" werden müsse. Ulrike Nolte (SPD) befand, das sei ein "guter Beschluss". Wolfram Frebel (Die Grünen) fragte nach: "Wann kommen die 7,5 fehlenden Stellen?"

Nur die CDU, die im November gegen das Gutachten gestimmt hatte, fand: "Sie hätten dem Personalrat mehr geholfen, wenn sie die Leute gleich eingestellt hätten." Adolf Weintz (CDU) monierte die Verzögerung: "Sie spielen auf Zeit!"

Quelle: Westfälische Rundschau vom 7.8.07

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