Jugendhilfe wird jetzt deutlich aufgestockt
Die Hilferufe und Demonstrationen der städtischen Mitarbeiter der Jugendhilfe, die sich um verwahrloste Kinder kümmern, haben sich bestätigt. Die Stadt will nun kurzfristig 20 zusätzliche Stellen schaffen.
Gleichzeitig sollen fünf Mio. Euro bis 2010 eingespart werden. Wie kann das gehen? OB Gerhard Langemeyer erklärte gestern die Pläne der Stadt.
Grundlage der neuen Planungen sind die Empfehlungen eines externen Gutachters, der bescheinigt hat, dass es "Optimierungsbedarf bei der Jugendhilfe" gibt.
Die Fallzahlen je Mitarbeiter liegen überdurchschnittlich hoch. Das bedeutet: Die Sozialpädagogen können sich nicht angemessen um jeden einzelnen Fall aus sozialen Brennpunkten kümmern.
Gleichzeitig nahm die Zahl der "Inobhutnahmen" - also das Herausnehmen eines Kindes aus desolaten Verhältnissen - drastisch zu. Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp sprach gestern von jährlich 100 zusätzlichen Fällen, die in Pflegefamilien landen.
Jedes Kind, das "stationär" betreut wird, kostet die Stadt 50 000 Euro, wurde gestern mitgeteilt. Der Etat der "Hilfen außerhalb der Familie" verschlingt mittlerweile 47 Mio. Euro im Jahr. Hier will Langemeyer ansetzen.
"Wir wollen den ambulanten Bereich stärken", sagt der OB. Das Kind solle also buchstäblich gerettet werden, bevor es in den Brunnen fällt. Und zwar durch zusätzliches Personal: 6,5 Stellen in Leitungsfunktionen, 5,6 Stellen in der Vormundschaft sowie 8,5 Stellen für Pädagogen werden den 92 bestehenden Stellen im Jugendamt zugeschlagen. Die Mehrkosten hierfür belaufen sich auf 900 000 Euro im Jahr.
"Die Ausschreibung soll direkt nach den Sommerferien anlaufen", kündigte Bonekamp an. "Es ist notwendig, dass wir sofort handeln." Noch gestern sollten die Mitarbeiter darüber informiert werden.
Gleichzeitig sollen die Sozialpädagogen von Verwaltungsarbeit entlastet werden, erklärte Langemeyer. Es könne nicht angehen, dass sie bis zu 40 Prozent Verwaltungsaufgaben erledigen. Auch soll Elektronik für eine Beschleunigung sorgen.
Zu den Umstrukturierungen zähle ferner, dass der Bereich Vormundschaften aus dem Tätigkeitsbereich der Jugendhilfe herausgenommen werde, kündigte der OB an. (GN)
Quelle: Westfälische Rundschau vom 19.06.2007