Kulturcafé „Taranta Babu“ im Visier von Rechtsradikalen?
Hasan Sahin (63) hat die Nase voll – nicht nur von Buttersäure. Dienstag (6.10.)wurde das Literaturkaffeehaus „Taranta Babu“ in der Humboldtstraße 44 erneut Ziel eines Anschlags mit vermutlich rechtsradikalem Hintergrund.
Hakenkreuze, rechte Parolen, eingeschlagene Schaufensterscheiben – das Kulturcafé im Klinikviertel steht ganz offensichtlich im Adressbuch unbekannter Täter. „Das war jetzt schon der sechste Anschlag seit Januar“, erzählt Hasan Sahin. Anfang der 80er-Jahre hätten die Übergriffe auf Taranta Babu begonnen. „1986 wurden alle Scheiben eingeschlagen. Bis 2008 hatten wir dann Ruhe“, erzählt Hasan Sahin, der seit 1974 als türkischer Exilant in Dortmund lebt und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der interkulturellen Lesekultur und Medienkompetenz ist.
Vier Strafanzeigen in diesem Jahr
„Meist habe ich Aufkleber eben selbst entfernt und die Hakenkreuze an der Fassade übermalt“, sagt Hasan Sahin, der über der Taranta Babu-Buchhandlung wohnt. Im März 2008 hat Hasan Sahin dann nach eigenen Angaben nach einem Anschlag seine erste Strafanzeige gestellt. „Allein in diesem Jahr sind es schon vier“.
Bislang seien alle Ermittlungsverfahren ergebnislos eingestellt worden. Und auch die von Sahin alarmierten Polizeibeamten, denen Dienstagmorgen der penetrante Geruch der Buttersäure in die Nase stieg, hätten nur mitleidig mit den Achseln gezuckt. Doch Hasan Sahin will nicht aufgeben.
„Wir werden jetzt Überwachungskameras anbringen. Ohne geht es wohl nicht mehr“, sagt er, der es leid ist, den Gestank der Buttersäure-Anschläge mit Coca-Cola abzumildern. „Es ist einfach frustrierend“, klagt Hasan Sahin.
Und meint damit nicht nur die Überfälle auf das Literaturkaffeehaus, das Treffpunkt für Menschen aller Nationalitäten ist. „Ich vermisse die zivile Einmischung der Menschen“, sagt Hasan Sahin.
Quelle: RN vom 08.10.09