Mieterklagen in Scharnhorst: 1 000 Nadelstiche sollen weh tun
Nasse Keller, Schimmel in Wohnräumen, brökelnde Fassaden, defekte Badewannen - die Liste der Mängel ist noch länger, die rund 100 Mieter der Bouchner-Wohnungen am Dienstag Abend (15. Dezember) in Scharnhorst aufmachten.
Weil der Eigentümer die meisten Beschwerden aussitze, wollen nun etliche Bewohner Druck machen. 1000 Nadelstiche sollen „die erste deutsche Heuschrecke” (so ein Mieter) zu dringend notwendigen Investitionen drängen.
„Sie haben nur dann eine Chance, wenn Sie sich wehren!” Helmut Lierhaus, Vorstandssprecher des Mietervereins Dortmund, machte den rund 100 versammelten Mietern im städtischen Saalbau klar: Wer sich nicht wehrt, der wohnt verkehrt. Hintergrund für den Frust vieler Scharnhorster: Seit die LEG die 505 Wohnungen im Jahre 2000 an die Familie Bouchner verkaufte, vertröstete der neue Eigentümer seine Mieter, ignorierte deren Beschwerden, forderte einige Härtnäckige sogar zum Auszug auf - nach dem Motto: Wenn's Ihnen nicht passt, dann gehen sie doch!
„Letzter Kontakt in 2003”
Lierhaus und SPD-Ratsfrau Ulrike Matzanke erinnerten nicht nur an das Dauerwohnrecht, das seinerzeit an den LEG-Verkauf geknüpft worden war; sie hoben auch nachdrücklich auf die Pflichten eines Vermieters ab: Dieser müsse (abgesehen von Schönheitsreparaturen) für die Beseitigung von Mängeln aufkommen - insbesondere, wenn diese schwerwiegend seien. Luftblasen im Putz, fehlende Isolierung von Dachböden (obwohl seit Ende 2006 gesetzlich verpflichtend), marode Balkone oder gar gesundheitsgefährdende Schimmelbildung in Wohn- und Schlafräumen sollten die Mieter auf keinen Fall hinnehmen.
Zahlreiche Mieter berichteten von ihren schlechten Erfahrungen: Häufig kümmere sich Bouchner mit Verwaltungssitz in Düsseldorf nicht um Beschwerden. Das bestätigte auch der noch amtierende Mieterbeirat: „Der letzte Kontakt fand 2003 statt.” Seither habe der Sanierungsstau deutlich zugenommen. Matzanke erinnerte an Bouchners leere Versprechungen (etwa: 80 Bäder sollten saniert werden) und fasste zusammen: „Offenbar hat der Eigentümer kein Interesse an der Siedlung.”
Lierhaus ging während der SPD-Veranstaltung auch auf das Gerücht ein, die Wohnungen würden verkauft. Richtig sei, dass die Sozialbindung 2012 auslaufe; das sei erfahrungsgemäß für manche Immobilienbesitzer ein Anlass, den Bestand zu verkaufen. Allerdings sei der Markt im Moment kaputt - auch aufgrund der Finanzkrise. Deshalb müsse man abwarten.
Abwarten sollten die Mieter aber nicht länger in Bezug auf ihrer Mängel. Mieterverein-Jurist Steffen Klaas machte auf ein paar Grundregeln aufmerksam.
SPD-Ratsfrau Ulrike Matzanke will nun flankiert vom Mieterverein möglichst viele Beschwerden sammeln und einen letzten Gesprächsversuch mit dem Eigentümer eingehen; sollte das alles nicht fruchten, werde sie andere Wege gehen. Beispielsweise werde das Wohnungsamt der Stadt eingeschaltet.
Quelle: WR vom 16.12.09