Nordstadt: „Soziale Probleme und Prostituierte sind geblieben“
Ortsbegehung der Ratslinken in der Nordstadt. Im Gegensatz zu den Erfolgsmeldungen der Lokalpresse kommt die Ratsfraktion der Dortmunder Linken zu einer ganz anderen Einschätzung:
Drei Wochen nach der Schließung des Straßenstrichs hat sich die die Ratsfraktion der Dortmunder LINKE ein erstes Bild von der aktuellen Situation in der Nordstadt gemacht. Bei einer Ortsbegehung fielen den Ratsleuten Anzeichen für die Verlagerung der Prostitution in das Wohngebiet auf. Utz Kowalewski, Sprecher der Fraktion DIE LINKE: „Die Prostituierten sind geblieben, genau wie die sozialen Probleme der Nordstadt.“ Nachgehen will DIE LINKE künftig der übermäßigen Videoüberwachung der Menschen auf der Mallinckrodtstraße.
Wichtigste Stationen der Exkursion durch den Stadtteil waren die Schleswiger Straße, die Mallinckrodtstraße sowie der Nordmarkt. Hier berichteten LINKE-Bezirksvertreter Cüneyt Karadas und Erdal Özgü vom Kreisvorstand DIE LINKE Dortmund von den Einsätzen der „Task Force“ aus Polizei und Ordnungsamt. „Regelmäßig wird dieser Block von zahlreichen Polizisten hermetisch abgeriegelt und die Personalien der bulgarischen und rumänischen Menschen kontrolliert. Die nehmen das gelassen hin“, berichtete Karadas.
Den vereinzelten Einzug von Prostituierten in das Wohngebiet verhinderten die Razzien dagegen nicht. „Einige Frauen haben bereits wieder ihre festen Standorte und bahnen dort Geschäfte mit den Freiern an“, beobachtete Erdal Özgü. Auch die katholische Prostituiertenhilfe Kober habe bereits darauf hingewiesen, dass sie einen Großteil der Frauen von der Ravensberger Straße nunmehr in ihrer Beratungsstelle in der Nordstraße betreut. Viele von ihnen seien in angemieteten Häusern nahe der Bergmann- und der Brunnenstraße aktiv, mutmaßen Özgü und Karadas. Ihre Dienste vermarkteten die Frauen vermehrt auch auf Portalen für Kleinanzeigen im Internet.
Die ungewöhnlich leeren Straßen am sonnigen Nachmittag legten für die Ratsvertreter eine ungewollte Wirkung der Task-Force-Einsätze nahe. „Anscheinend sind vielen Menschen im Norden die willkürlichen Kontrollen durchaus lästig“, nimmt Utz Kowalewski an. „Statt der Prostituierten bleiben nun die Anwohner weg.“ Überrascht waren die Ratsleute auch von einer hohen Anzahl von Videocameras, insbesondere an der Kreuzung Mallinckrodt- und Schleswiger Straße. „Wir werden die überbordende Überwachung des öffentlichen Raumes im Bürgerdiensteausschuss thematisieren“, kündigte Ratsfrau Nursen Konak an.
Quelle: Die Linke Kreisverband Dortmund vom 10.06.11