Nordstadteltern: Protestmarsch gegen Prostitution und Drogen
Heroinspritzen auf Kinderspielplätzen, Prostitution und Drogenhandel auf offener Straße – die Nordstadteltern haben die katastrophalen Zustände satt. Am Donnerstag, 10. Dezember, dem Tag der nächsten Ratssitzung, starten sie einen Sternmarsch zum Rathaus.
„Ein Protestzug gegen die unhaltbaren Zustände in der Nordstadt, vor allem für unsere Kinder”, sagt Kirsten Gilakis, Sprecherin der Initiative. Sie erwartet „mindestens 1000 Teilnehmer”, die von vier Standorten losmarschieren. Auf dem Rathausplatz ist eine Kundgebung geplant.
Prostituierte auf dem Straßenstrich, Heroinspritzen auf dem Kinderspielplatz, Saufgelage im Park – Postkarten mit diesen Motiven schockten vor fünf Monaten die Öffentlichkeit. Die Nordstadteltern hatten sie verschickt, an 200 Entscheidungsträger, darunter Oberbürgermeister, Ratsfraktionen, Dezernenten, Amtsleiter, Polizei. Die Motive finden sie täglich vor der Haustür. 3000 der Horror-Postkarten wurden gedruckt und kamen in Umlauf. Die Folge: mediale Aufschreie und eine Flut von offiziellen Stellungnahmen. Doch längst ist das Interesse an den Zuständen vor Ort abgeflacht. „Bis heute hat sich nichts geändert”, resümiert Kirsten Gilakis enttäuscht.
Neunjährige kennt die Rauschgift-Preise
Dabei spitze sich die Lage zu. Neulich fiel der zweifachen Mutter fast das Brötchen aus der Hand, als ihre jüngste Tochter am Frühstückstisch die aktuellen Rauschgift-Preise im Viertel referierte. „Für 20 Euro bekommst du was, haben die Dealer gesagt”, erzählte die Neunjährige, die in die vierte Klasse geht. „Schlimm, dass es soweit gekommen ist”, sagt Kirsten Gilakis. „Andererseits auch kein Wunder. Mittlerweile spritzen sich Süchtige das Rauschgift ja schon auf offener Straße. Und immer mehr bulgarische Prostituierte gehen auf dem Weg zum Anschaffen über die Kinderspielplätze, ohne Unterwäsche.”
Nach einer Razzia vor zweieinhalb Monaten habe sich die Drogenszene kurz beruhigt. „Drei Dealer mussten ins Gefängnis. Aber nach drei Wochen kamen sie wieder raus, und jetzt handeln sie völlig ungeniert an der Brunnenstraße. Dort ist es derzeit besonders schlimm”, weiß Kirsten Gilakis. Das Viertel sei aktuell der belebteste Drogenumschlagplatz. Für die Mutter ein Alarmsignal. „Es muss doch möglich sein, den kinderreichsten Bezirk dieser Stadt frei von Drogenhandel und Prostitution zu bekommen.”
Imam rief in der Moschee zum Sternmarsch
Gründe genug, den Druck zu erhöhen. In den Schulcafés gestalten die Nordstadteltern jetzt Plakate und Spruchbänder für den Demonstrationszug. Nicht nur die Schulen, auch soziale und kirchliche Einrichtungen mobilisieren. In der arabischen Moschee rief der Imam zur Teilnahme am Sternmarsch auf.
Am Donnerstag gehen sämtliche Schulen des Stadtbezirks – nach Unterrichtsschluss – auf die Straße. Sie sammeln sich an vier Standorten: Borsigplatz, Nordmarkt, Hafen und Münsterstraße. Nach dem Abmarsch um 13.45 Uhr soll der Zusammenschluss auf der Münsterstraße erfolgen. Von dort geht es über den Wall zum Rathaus. Der genaue Streckenverlauf wird heute festgelegt, in einem Gespräch mit der Polizei, die den Sternmarsch sichert.
Kinder sprechen bei der Kundgebung
Bei der Kundgebung vor dem Rathaus wollen Kirsten Gilakis und Mitstreiter ans Mikrofon treten, die Missstände in der Nordstadt und ihre Forderungen benennen: striktes Alkoholverbot an Kinderspielplätzen, stärkere Präsenz von Ordnungskräften, Kontrolle der Rauschgiftszene, Einhaltung der Sperrgebietszone. „Auch ein paar Kinder wollen etwas sagen, ihre Eindrücke und Empfindungen aus dem Alltag schildern.”
Quelle: WR vom 06.12.09
Gegen Prostitution und Drogen: Protestmarsch der Nordstadteltern
Rund 2500 Kinder und Erwachsene der Norstadt gingen am Donnerstagnachmittag auf die Straße. Sie protestieren gegen die unzumutbaren Umständen in ihrem Viertel. Als symbolisches Zeichen ließen sie vor dem Rathaus rote Luftballons steigen.
„Ein Protestzug gegen die unhaltbaren Zustände in der Nordstadt, vor allem für unsere Kinder”, sagt Kirsten Gilakis, Sprecherin der Initiative. Mit mindestens 1000 Teilnehmer hatten die Organisatoren im Vorfeld gerechnet. Ersten Schätzungen zu Folge waren es mindestens doppelt so viele. Am Donnerstag gingen sämtliche Schulen des Stadtbezirks – nach Unterrichtsschluss – auf die Straße. Sie sammelten sich an vier Standorten: Borsigplatz, Nordmarkt, Hafen und Münsterstraße.
Viele Kinder unter den Teilnehmern
Nach dem Abmarsch um 13.45 Uhr erfolgte der Zusammenschluss auf der Münsterstraße. Von dort ging es über den Wall zum Rathaus. Die Polizei sicherte den Sternmarsch ab. Die Stimmung unter den Protestlern war friedlich. Viele Kinder begleiteten den Demo-Zug bis zum Friedensplatz.
Um kurz vor 15 Uhr ließen die Demonstranten die roten Luftballons als symbolisches Zeichen vor dem Rathaus steigen. Durch den Protest könnte sich der Beginn der Ratssitzung um 15 Uhr verzögern.
Quelle: RN vom 11.12.09
Nordstadt: 2500 Demonstranten fordern mehr Sicherheit
Heroinspritzen auf Kinderspielplätzen, Prostitution und Drogenhandel auf offener Straße – 2500 Bewohner der Nordstadt demonstrierten am Mittwoch gegen die katastrophalen Lebensbedingungen im Stadtbezirk, vor allem für Kinder. Der Protestmarsch führte zum Rathaus.
Sauwetter! Und Jonas mittendrin. Pitschnass steht der Elfjährige vor dem Rathaus. Wasser läuft in seine Kapuze, als er fragt: „Wird jetzt alles besser?” Jonas hätte es verdient. Er und die anderen 11 000 Kinder, fast 9000 davon unter 14 Jahren, die in der Nordstadt leben. 2500 sind deshalb auf die Straße gegangen, zum Teil an die vier Kilometer marschiert – Kinder, Eltern, Lehrer, Bürger. Für bessere Lebensbedingungen im Stadtbezirk.
"Es wird immer schlimmer hier"
Nirgendwo in Dortmund wohnen mehr Menschen als hier. Und nirgendwo haben Kinder mehr Kummer als zwischen Borsigplatz und Hafen. Bunt auf Weiß haben sie ihre Sorgen und Wünsche auf Transparente geschrieben. Manchmal auch aufgemalt. Ein Banner zeigt eine Bierflasche, eine Spritze und das Wort Straßenstrich – alle drei dick durchgestrichen. „Weg damit!” heißt das. Weg von unserer Haustür. Weg aus unserer Kindheit.
„Rettet die Nordstadt!” skandieren Gruppen, als sich der Lindwurm über die Münsterstraße schlängelt. „Die haben Recht”, sagt ein Passant. Er wohnt in der Schillerstraße. „Es wird immer schlimmer hier. Junkies und Prostituierte laufen auf offener Straße um die Wette.” Aber nicht nur dort. Aicha (14) besucht die Gertrud-Bäumer-Realschule. Sie traut sich nicht mehr auf die Heroldswiese. „Da bedrohen sie dich, da kriegst du Angst.” Sie erzählt von Alkoholleichen, von Rauschgiftsüchtigen, von zwielichtigen Typen, „die aggressiv werden, wenn du sie abwimmelst”. Das ist nicht ihre Welt.
"Die trinken Kaffee und rauchen"
Auch nicht mehr die Welt, in der Sezayi Ucar groß geworden ist. „Als kleiner Junge habe ich bis tief in die Dunkelheit draußen gespielt.” Jetzt sieht der Schulpflegschaftsvorsitzende der Grundschule Kleine Kielstraße zu, dass seine Kinder nahe der Wohnung bleiben. „Auch tagsüber. Da sind sie sicherer.”
14.30 Uhr: Ankunft auf dem Friedensplatz. 30 Minuten später beginnt die Ratssitzung. Die ersten Mandatsträger trudeln ein. Sie umgehen die Menge. „Die könnten was ändern”, sagt die 15-jährige Jasmin. „Aber die sitzen da drinnen, trinken wahrscheinlich Kaffee und rauchen.”
Der Regen prasselt. Kirsten Gilakis und Berye Cürük, zwei Triebfedern der Nordstadteltern, wechseln sich am Mikro ab. Sie verlesen Kinderrechte, die in der Charta der Vereinten Nationen verankert sind: Das Recht, gesund zu leben. Das Recht, zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. Das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung. „Gilt das auch für die Nordstadt?” fragen die Mütter. „Ja!” antwortet die Menge.
Hunderte Luftballons am grauen Himmel
Schließlich steigen Hunderte von Luftballons in den grauen Himmel über Dortmund. „Zukunft für die Nordstadtkinder” steht auf jedem. „Das war das Schlimmste heute”, sagt Marzena Tsaoussidis, als sich die Menge vor dem Rathaus auflöst – „dass niemand herausgekommen ist und etwas gesagt hat. Wenigstens ein paar Worte, die Mut machen. Aber nein, nichts.”
Die Nordstadt hält zusammen, bei Wind und Wetter. Aber sie steht wieder allein – im Regen.
Quelle: WR vom 10.12.09
Warum es SCHEISSE ist, gegen Prostituierte, Drogenkranke, Arbeitslose und Trinker zu demonstrieren !
Am 10.12. wollen die "Nordstadteltern" durch den Problem-Kiez 'Nordstadt' aufmarschieren. Ihr Problem : Die von der deutschen Gesellschaft Ausgegrenzten und aus anderen Vierteln Vertriebenen gefährden ihre Kinder. Den "Nordstadteltern" ist zuzustimmen. Niemand sollte eine Kindheit bei Prostitution, Drogen, Armut und Gewalt erleben. Trotzdem ist es falsch, diese Probleme gerade an den Menschen fest zu machen, die ebenfalls genau unter diesen Problemen leiden ! Niemand ist gern arbeitslos, suchtkrank, arm oder flieht in ein anderes Land ! Auch eure Eltern nicht ! Die Hetze, die die "Nordstadteltern" gegen "Bulgarinnen", "Prostituierte", "Junkies" und "Säufer" verbreiten, findet nicht nur zufällig gerade bei den Dortmunder Nazis Zustimmung. Die rechtsextreme Partei "DVU" weist darauf hin, dass sie viele Forderungen der "Nordstadteltern" schon vor Jahren gestellt hat. Die gewaltbereiten Neonazis aus Dorstfeld jubeln schon jetzt darüber, dass "einfache Eltern" ihre eigenen Forderungen übernehmen. Am Sternmarsch vom 10.12. wollen sie sich anschließen und mit euch gegen Ausländer, Drogenkranke, Prostituierte, "Asoziale" aufmarschieren ! Das sind die Menschen, die von den Nazis verfolgt und umgebracht werden würden, wenn die Nazis an der Macht wären. Man könnte meinen: "Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr !"
Aber was wollen die denn alle 'hier' ?
Dass sich Menschen, wie in der Nordstadt, in einem Viertel sammeln, liegt nicht daran, dass sie den Anwohnern hier etwas Böses wollen. Sie werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und verdrängt. In der Innenstadt will die Dortmunder Politik sie nicht mehr sehen, weil die für unbeschwertes "Shopping" in der "City" hergerichtet wurde. Hier haben Arme, Kranke und Drogenabhängige keinen Platz - sie haben nicht einmal das Geld, sich dort etwas zu leisten. Wenn sie sich doch dort aufhalten, werden sie oft von der Polizei schikaniert und weggeschickt, damit sie dort die Einkaufenden und Reicheren nicht stören.
Im Zuge dieses "Gentrifizierung" genannten Prozesses steigen auch die Mieten der Innenstadtbezirke immer weiter, sodass sich Arme ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und in Randbezirke verdrängt werden. Dieser Prozess hat, z.B. mit der Aufwertung des Borsigplatzes oder der Münsterstraße, auch in der Nordstadt längst begonnen ! Er wird die hier lebenden Menschen in naher Zukunft auch aus diesem Bezirk vertreiben - und wenn eure Eltern dann zufällig arbeitslos, arm oder krank sind, wird es auch Sie und Euch betreffen ! Stellt euch vor, wenn in 10 Jahren die Eltern und Kinder der Nordstadt gegen Euch aufmarschieren und hetzen, weil sie euch in ihrem Wohnumfeld nicht mehr sehen wollen !
Und was nun ?
Anstelle gegen eure Mitmenschen zu hetzen, wäre es richtig, sich zu überlegen, warum wir eigentlich alle in dieser Scheiße stecken. Warum hat meine Mutter eigentlich kein Geld, mit mir ein mal im Jahr in den Urlaub zu fahren ? Im Kreuzviertel ist das völlig normal. Warum drängen sich hier die Leute auf dem Nordmarkt um Gemüse zu kriegen ? Im Westviertel kaufen die Leute gemütlich im teuren REWE ein. Sollen wir jetzt neidisch aufeinander sein ? Sollen wir die verachten, die noch ärmer sind als wir ? Oder die Reicheren ?
Oder sollten wir für eine Gesellschaft eintreten, in der Menschen nicht durch das System bedingt in Armut leben, sich aufgrund ihrer Herkunft hassen oder sich sonstwie Gewalt antun ?
Nehmt nicht am Aufmarsch der „Nordstadteltern“ teil, sondern bildet euch eure eigene Meinung ! Demonstriert nicht mit Nazis und anderen Rechten ! Lasst euch nicht von euren Eltern beeinflussen und versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen !
Linke, autonome und antifaschistische Gruppen aus der Dortmunder Nordstadt