Sozialticket: Karte gilt bald nur noch ab 9 Uhr
Die Nutzer des Sozialtickets müssen sich auf deutlich schlechtere Konditionen gefasst machen.
Auf rund 24 000 Nutzer des 15 Euro teuren Sozialtickets für Bus und Bahn kommen massive Verschlechterungen zu: Nicht allein, dass der Abo-Preis für die Fahrkarte nach einem entsprechenden Ratsbeschluss auf 30 Euro verdoppelt wird. Mehr noch: Konnte das Sozialticket (es entspricht einem Ticket 1000) bislang vor 9 Uhr genutzt werden, dürfen Kunden mit ihrer Billigfahrkarte künftig erst ab 9 Uhr in Busse und Bahnen steigen. Das gab Stadtwerke-Verkehrsvorstand Hubert Jung den Mitgliedern des Aufsichtsrates am Samstag bekannt.
Zuvor hatte es ein Treffen in kleiner Runde gegeben, bei dem der städtische Interims-Kämmerer Jörg Stüdemann die neue Linie der Stadt knallhart vorgezeichnet hatte. Für Stüdemann geht es vor allem ums Sparen. Denn: Durch die Verdopplung des Preises und die für Betroffene deutlich verschlechterten Konditionen wird die Stadtkasse spürbar entlastet. Zum Vergleich. Bislang ist das Sozialticket ein Zuschussgeschäft für die Verwaltung, auch fürs Jahr 2009 wird die Stadt rund 3,8 Mio. Euro in die Stadtwerke-Kasse überweisen müssen. Mit Blick auf die neuen Konditionen verringert sich der Zuschussbedarf auf rund 300 000 Euro.
Hintergrund: Das alte, noch bis Ende Januar 2010 laufende Sozialticket kostet im Abo 50,48 Euro; bleiben abzüglich des Großkundenrabatts von 16 % rund 42 Euro. 15 Euro haben Bedürftige bezahlt, den Rest steuerte die Stadt bei. Die neue Regelung sieht jetzt das 9-Uhr-Ticket vor, das als Abo mit 36,81 Euro zu Buche schlägt. Abzüglich des Großkundenrabatts sinkt der Tarif weiter - und liegt nur noch knapp über dem neuen Verkaufspreis von 30 Euro.
Nutzer haben jetzt nur die Möglichkeit, ihr bisheriges Abo zu kündigen und es im Januar auslaufen zu lassen oder sich mit den schlechteren Konditionen zu arrangieren. Die Stadt hätte damit ihre geplante „Haushaltsneutralität” fast erreicht - der Protest von Initiativen und Verbänden dürfte aber gewiss sein.
Quelle: WR vom 06.12.09
Sozialticket für 30 Euro gilt erst ab 9 Uhr
Doppelter Preis, weniger Nutzen – das Sozialticket wird, wie nach dem Ratsbeschluss erwartet, wohl deutlich an Attraktivität verlieren.
Mit dem Nachtragshaushalt hat der Rat vor zwei Wochen auch die Verlängerung des Sozialtickets beschlossen – allerdings zu deutlich veränderten Konditionen. Die hat die Stadtspitze jetzt mit den Stadtwerken weiter festgezurrt. Das Ergebnis: Das Ticket zum Sonderpreis für Bedürftige wird ab 1. Februar statt 15 künftig 30 Euro kosten. Dazu kommt, dass es als Ticket 1000 nur noch ab 9 Uhr nutzbar ist. Nur so ist der Sonderpreis zu halten, wenn es für die Stadt weitgehend haushaltsneutral ablaufen soll.
Großkunden-Rabatt abgezogen
Denn vom normalen Ticket 1000-Preis wird nun schlicht der Großkunden-Rabatt abgezogen der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) spielt mit. Das alles ist freilich eine Rechnung mit mehreren Unbekannten. U.a. ist unklar, wie viele der bislang 24.000 Sozialticket-Nutzer nun abspringen, weil sie sich den doppelten Preis nicht mehr leisten können oder wollen.
Zu erwarten ist, dass auf jeden Fall, die rund 1.400 Schüler, die vom Schoko-Ticket auf Sozialticket umgestiegen sind, nun wieder zurückwechseln. Denn die Fahrkarte für Schüler ist mit 27,65 Euro nun wieder günstiger als das Sozialticket und ohne zeitliche Beschränkung nutzbar.
Ein Rätsel bleibt auch, wie das politische Ziel, das Sozialticket auch für geringverdienende Berufstätige nutzbar zu machen, in die Tat umgesetzt werden kann.
Erst ab 9 Uhr
Denn wer morgens zur Arbeit muss, kann mit einem Ticket, das erst ab 9 Uhr gilt, wahrscheinlich wenig anfangen. Die Stadt drängt deshalb auf eine VRR-weite Sonderregelung, die die Zeitbeschränkung für diesen Nutzerkreis aufweichen könnte.
Quelle: RN vom 08.12.2009
Angeblich soll das Sozialticket in den letzten 2 Jahren insgesamt über 13 Millionen gekostet haben. Bei solchen 'Rechenkünstlern' in der Stadtspitze braucht man sich über das Haushaltsloch nicht wundern:
Vorgaben und Maßnahmen beschlossen
Der Verwaltungsvorstand befasste sich in seiner Sitzung vom 8.12.09 mit der Fortführung des Sozialtickets in Dortmund und beschloss die dafür nötigen Vorgaben und Maßnahmen.
Ende Januar 2010 endet der zweijährige Modellversuch "Sozialticket" mit der bisherigen Basis eines "Ticket 1000 im Abo – zeitlich unbeschränkt". In den Modellversuch flossen seitens der Stadt Dortmund 12,436 Millionen Euro zuzüglich Sach- und Personalkosten von rund 600 000 Euro ein.
Der Rat der Stadt Dortmund hatte in seiner Sitzung am 26. November 2009 beschlossen, das Sozialticket unter folgenden Bedingungen fortzuführen:
- Über die bisherigen Nutzer (Empfänger von staatlichen Leistungen zum Lebensunterhalt) soll das Sozialticket auch Geringverdienern angeboten werden. Der Eigenanteil der Nutzer beträgt 30 Euro zuzüglich etwaiger Preissteigerungen. Das Ticket soll für die Stadt Dortmund haushaltsneutral ausgestaltet sein.
- Der Großkundenrabatt von 16 Prozent soll weiterhin in Anspruch genommen werden.
- Das Sozialticket soll so lange ermöglicht werden, bis das Ziel einer flächigen Lösung im Bereich des VRR erreicht ist.
Folgende Vorgaben und Maßnahmen hat der Verwaltungsvorstand am 8.12.09 auf den Weg gebracht:
Der potentielle Kundenkreis wird auf Personen erweitert, die aufgrund ihres geringen Einkommens Wohngeld beziehen. Dies sind in Dortmund rund 7.000 Haushalte mit rund 13.300 Personen (bislang nutzten ca. 24.000 Personen das Sozialticket). Diese Regelung ist für Kunden transparent und kann durch den Verzicht auf aufwändige Einzelfallprüfungen zügig gestaltet werden.
Die Basis des neuen Sozialtickets ist das "Ticket 1000 im Abo – 9 Uhr". Nur mit dieser Ticketvariante kann Haushaltsneutralität hergestellt werden.
Ziel der Verwaltung ist es, den Sozialticket-Altkunden ab Februar 2010 einen zeitlich nahtlosen Ticketwechsel zu ermöglichen. Das Sozialamt wurde vom Verwaltungsvorstand beauftragt, das neue Verfahren mit DSW21 zu klären sowie weiterhin das operative Geschäft als Bindeglied zwischen dem Endkunden und DSW21 zu übernehmen.
Sozialticket-Neukunden werden aus logistischen Gründen frühestens zum 1. März 2010 das Ticket erhalten können. Auch dieses Verfahren wird die Verwaltung für die Bürgerschaft so unbürokratisch wie möglich gestalten.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau wird den VRR nun schriftlich auffordern, eine flächendeckende Lösung für die Einführung eines Sozialtickets im Verbandsgebiet zu erarbeiten. Der Verwaltungsvorstand geht darüber hinaus davon aus, dass auch auf politischer Ebene Initiativen in diese Richtung ergriffen werden.
Quelle: www.dortmund.de vom 08.12.09
http://www.dortmund.de/de/cms/dortmund/leben_in_dortmund/nachrichtenportal/nachricht_detail_55553.html