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Stachel im Fleisch der großen Parteien

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Ganz reibungslos lief die Premiere der lokalen Fusion von PDS und WASG nicht ab. Ursprünglich sollte eine vierköpfige Führung gewählt werden, es reichte aber nur zur Doppelspitze: Dem geschäftsführenden Vorstand gehören Utz Kowalewski (37) als Sprecher und Walter Lambert (62) als Schatzmeister an.

Ganz oben auf der Agenda des Linken-Kreisverbands schlägt ein Herz für die Armen. "Wir werden versuchen, möglichst viele soziale Themen anzugehen", will Sprecher Kowalewski das Profil der Linkspartei schärfen. Man wolle ein "Stachel im Fleisch der großen Parteien" sein. So wollen die Linken kämpfen für das Sozialticket für Langzeitarbeitslose und sozial Schwache in öffentlichen Verkehrsmitteln.

"Demokratie und Sozialismus - das ist unser Ziel", brachte Karl-Heinz Pachura die Marschrichtung auf den Punkt. Pachura kandidierte wie Kowalewski für den Posten des Sprechers. Allerdings nicht ernsthaft - kurz vor dem entscheidenden Wahlgang verließ Pachura das Plenum.

Angst vor der Fünf-Prozent-Hürde hat Utz Kowalewski nicht. Er setzt auf die Unzufriedenheit der Dortmunder: "Viele große Projekte hauen nicht hin: der Bahnhofsausbau, der Phönix-See. Und im OB-Büro verschwinden 300 000 Euro." OB Dr. Gerhard Langemeyer werde "große Schwierigkeiten" bei der Wiederwahl bekommen.

Wolf Stammnitz, Mitglied des Tagespräsidiums, sprach sich für eine "Rekommunalisierung der DEW" aus.

Zwei von vier Führungsposten konnten (noch) nicht besetzt werden. Der des Schriftführers wurde kurzerhand gestrichen. Zudem konnte sich das Frauenplenum nicht auf eine Sprecherin einigen, die mit Utz Kowalewski die Doppelspitze bilden könnte.

"Tut mir sehr leid", entgegnete Kirsten Janke, die einstige Sprecherin des Übergangsvorstandes. "Aber wir haben zurzeit keine Frau, die sich in den kalten Wind stellen will."

Doch bevor die Stimmzettel zur Wahl der Kreisverbandsvorstandsmitglieder ausgefüllt werden konnten, hatten die Versammelten erst noch einige formale Klippen zu umschiffen. Etwa bei der Besetzung des Schatzmeisteramtes. Eigentlich wollte der frühere Grünen-Ratsherr Walter Lambert gar nicht mehr antreten. "Mit dem Rucksack will ich nicht leben", so der 62-Jährige über bisherige Ungereimtheiten in den Finanzen. Stille im Saal.

"Das ist ein Gründungsparteitag, das darfst du niemandem erzählen", regte sich ein aufgebrachter "Genosse", wie man sich dort nennt, über fehlende Ersatzkandidaten auf. Bis sich Lambert doch "überreden" und wählen ließ.

Zuvor hatte Carsten Krämer, Revisionskommissar der PDS, von falschen Buchungen, fehlenden Belegen und "zu vielen Handkassen" berichtet. Und vom Missverhältnis zwischen Ausgaben für Konsum bzw. Werbegeschenke und den Ausgaben für politische Arbeit. Die PDS-Kasse sei vierstellig in den Miesen, der WASG-Kasse hingegen bescheinigte Lambert schwarze Zahlen. Ein Grund dafür, dass die Konten nicht zusammengelegt werden.

Politisch schaut die Linke nur nach vorne. Utz Kowalewski schätzt die Wahlchancen der Partei mit den Worten ein: "Wir bereiten uns auf Oppositionsarbeit vor."


Voller Optimismus, zur bewegenden Kraft werden zu können, schlossen sich WASG und PDS auch lokal zusammen.
Ohne Frau an seiner Seite einsame Spitze: Utz Kowalewski.


Nicht alle Besucher hatten das Sitzfleisch, dem Gründungsparteitag (ab zehn Uhr) bis zum abendlichen Ende beizuwohnen.

 

Quelle: Westfälische Rundschau vom 13.08.07

 

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