Stadt soll fürs Sozialticket 4,9 Mio Euro überweisen
Im Streit mit den Grünen um die Frage, wie hoch die Lasten des Sozialtickets wirklich sind und wer sie trägt, bleibt der Stadtwerke-Vorstand in der Spur. Von wegen „haushaltsneutral” - die Verkehrsbetriebe werden der Stadt alleine für das laufende Jahr 4,9 Mio Euro in Rechnung stellen.
Dass diese Forderung, die in ähnlicher Höhe auch schon vor den Sommerferien angemeldet worden war, berechtigt ist, belegt laut DSW-Chef Guntram Pehlke (SPD) und Verkehrsvorstand Hubert Jung (CDU) die inzwischen zweite repräsentative telefonische Stichprobenumfrage unter Nutzern der Monatskarte für 15 Euro im Jahres-Abo. Dabei fragte die Firma
„O-Ton” im September und Oktober, wie die ÖPNV-Angebote im Juli genutzt wurden.
Die wesentlichen Ergebnisse der neuerlichen Untersuchung stellte DSW am Montag Abend vor. Danach ist unter denen, die das Sozialticket neu abonnieren, der Anteil der „Umsteiger” (vom Auto oder Rad) zwar erwartungsgemäß von 12,8 % (im Januar) auf 20,7 % (im Juli) gestiegen. „Ein wesentlicher Zugewinn an Fahrgästen und eine spürbare Verkehrsverlagerung hin zum ÖPNV, die sich manch einer vom Sozialticket versprochen hatte, ist aber nicht abzusehen”, fasst Verkehrsvorstand Jung zusammmen.
Überrascht zeigt sich Jung darüber, wie intensiv das im Februar 2008 eingeführte Billigticket genutzt wird. Fast Zweidrittel der Befragten gab ab, täglich mit Bus und Bahn zu fahren. Ein Viertel nutzt das Ticket an drei bis vier Tagen in der Woche.
Die Mindereinnahme, so der DSW-Vorstand, rühre daher, dass beinahe 7000 der inzwischen 23 300 Sozialticketnutzer zuvor schon eine zum Teil wesentlich teurere Monatskarte gekauft hatten und jetzt auf die preiswertere Variante umgestiegen seien. Und jene, die zuvor nur ab und zu mal den ÖPNV genutzt und dazu Bartickets gezogen hatten, hätten dafür im Monat durchschnittlich 30,55 Euro aufgewendet.
„Wir haben die ersten Rechnungen gestellt. Und wir haben die Zusage, sie werden bezahlt”, will DSW-Chef Pehlke die Stadt Dortmund, wie vertraglich vereinbart, für die Einnahmeausfälle bei den Stadtwerken haftbar machen. Einen Antrag auf Stundung der im Haushalt nicht veranschlagten Milllionenforderung habe die Stadtkämmerin bisher nicht gestellt.
Quelle: WAZ vom 18.11.08
Sozialticket kostet Stadt 4,9 Mio. Euro
Das im Februar eingeführte Sozialticket für einkommensschwache Dortmunder wird die Stadt in diesem Jahr 4,9 Mio. Euro kosten. Diese Rechnung machten jetzt die Stadtwerke (DSW) auf. Grundlage dafür sind u.a. die Ergebnisse einer weiteren Befragung von Sozialticket-Nutzern.
Die Stadtwerke sehen auch mit dieser zweiten Befragung ihre Prognose bestätigt: "Wir haben immer damit gerechnet, dass ein Großteil der Sozialticket-Nutzer, bereits vorher mit uns unterwegs war", lautet das Fazit von DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung.
Nach den vom beauftragten Institut "O-Ton" bei Telefoninterviews ermittelten Daten ist nur jeder Fünfte derjenigen, die das Sozialticket nach August 2008 beantragt haben, ein echter Neukunde. Knapp 80 Prozent haben demnach auch vorher schon regelmäßig Bus und Bahn genutzt und dafür im Schnitt um die 30 Euro ausgegeben. Das bestätigt - wenn auch mit unterschiedlichen Verteilungen zwischen Gelegenheits-Nutzern und Abo-Kunden - die Ergebnisse einer Umfrage aus dem April dieses Jahres.
Damals lag der Anteil der echten Neukunden sogar nur bei gut 12 Prozent. "Ein Effekt, dass das Sozialticket uns in großer Zahl neue Kunden bringt, ist nicht eingetreten", bilanziert Jung. Vor allem Politiker der Grünen hatten diese Hoffnung gehegt. Entsprechend war man bei Rotgrün davon ausgegangen, dass das Sozialticket den städtischen Haushalt gar nicht belastet bzw. mit Gewinnen der Stadtwerke verrechnet werden kann.
23.332 nutzen Sozialticket
Nicht die einzige Annahme, die gründlich daneben lag. Auch die tatsächliche Zahl der Sozialticket-Nutzer liegt deutlich über den Erwartungen. Bis zu 10.000 hatte man prognostiziert. Inzwischen fahren 23.332 Dortmunder mit dem verbilligten Bus- und Bahn-Ticket für 15 Euro.
Diese hohe Zahl und der Umstand, dass viele schon voher Bus und Bahn zu höheren Preisen genutzt haben, treibt nun die Kosten für die Stadt in die Höhe. In der letzten Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke hatte Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer versichert, dass die Stadt die Kosten von jetzt 4,9 Mio. Euro übernehmen wird. Der Rat muss darüber in seiner Sitzung am 18. Dezember entscheiden.
Quelle: RN vom 18.11.08