Unterm Strich noch nichts Genaues
DORTMUND: Rätselraten ums Sozialticket: Regierungspräsident Helmut Diegel rechnet den Stadtwerken (DSW) ein dickes Minus ins Stammbuch, DSW aber hält sich noch bedeckt.
Die Zahlen, die vorgestern im DSW-Aufsichtsrat vorgetragen wurden, sind nicht dazu angetan, das Rätsel zu lösen. Zur Erinnerung: Nach dem Beschluss des Rates haben Inhaber des Dortmund-Passes Anspruch auf einen verbilligten Fahrausweis ("Sozialticket"). Dabei handelt es sich um das Ticket 1000. ALG II-Empfänger zahlen dafür nicht die üblichen 45,77 pro Monat, sondern lediglich 15 Euro. Die Gretchenfrage: Wie stark schlagen die voraussichtlichen Mindereinnahmen bei DSW, die die soziale Wohltat finanzieren sollen, ins Kontor?
Während Regierungspräsident Helmut Diegel auf ein Minus von 4 Millionen Euro in 2008 kommt und für 2009 sogar 4,3 Millionen Miese voraussagt, zuckt man im Hause DSW erstmal mit den Schultern - offiziell jedenfalls. Die finanziellen Folgen des Sozialtickets seien noch nicht zu beziffern, heißt es aus dem Büro von Verkehrsvorstand Hubert Jung.
Zahlen für die ersten Monate allerdings liegen vor: Demnach sind bislang rund 15 570 Dortmunder und Dortmunderinnen mit einem Sozialticket in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Von denen hatten bislang 29 Prozent schon zuvor eine Monatskarte bei DSW gekauft, zu regulären Preisen bis 52,90 Euro pro Monat. Auf der einen Seite also verbuchen die Stadtwerke durch die Ticket-Wechsler Einnahmeausfälle von rund 400 000 Euro. Auf der anderen Seite hat der Verkauf des Sozialtickets zunächst 480 000 Euro Einnahmen in die Kasse gespült.
Macht unter dem Strich also ein Plus? Nicht ganz: Denn dadurch, dass viele Sozialticket-Besitzer sich ihre Fahrausweise vorher am Automaten besorgt und dafür monatlich rund zehn Euro ausgegeben haben, geht natürlich der Barverkauf zurück. Wie sich das konkret in Cent und Euro ausdrückt - da sei noch "keine seriöse Hochrechnung möglich."
Quelle: Westfälische Rundschau vom 2.4.08