3000 Polizisten reichten nicht aus
RN am 3.5.: Zu Hunderten zogen am 1. Mai gewaltbereite Autonome durch die östliche Innenstadt, hinterließen eine Spur der Verwüstung. Warum konnte die Polizei (mit 3000 Beamten im Einsatz) sie nicht stoppen?
Bis zu 1800 Teilnehmer hatten sich am Morgen dem "Antifaschistischen Bündnis 28. 3." angeschlossen, an der Kaiserstraße löste Anmelder Hartmut Manz die Veranstaltung vorzeitig auf. "Das hat uns große Probleme bereitet", sagte Polizeichef Hans Schulze Dienstagabend bei einer Pressekonferenz.
Konfrontation verhindert
Mehr als 400 Störer durchbrachen die Polizeiabsperrungen, stürmten zum alten Güterbahnhof Dortmund-Süd, legten dort Brände. Warum schritten die Einsatzkräfte erst nach gut 20 Minuten ein? "Wir mussten erst zusätzliche Kräfte heranführen", erklärte der Polizeichef. Hätten die Einheiten nicht bereitstehen müssen, da die Einsatzleitung mit einer Eskalation in diesem Bereich gerechnet hatte? Schulze: "Unser vorrangiges Ziel war es, eine direkte Konfrontation zwischen Neonazis und dem linken Spektrum zu verhindern. Deshalb blockierten mehrere Hundertschaften den Weg zum rechten Veranstaltungsort - wenn wir diese Kräfte verlagert hätten, hätten die verbliebenen Autonomen die Absperrungen in Richtung Osten durchbrechen können - den Gefallen wollten wir ihnen nicht tun."
Wegen des weitläufigen Geländes am Güterbahnhof hätte man die gewaltbereiten Störer nicht festsetzen können, erläuterte Einsatzleiter Dieter Keil. Auch, dass eine große Gruppe von Randalierern am Nachmittag, verfolgt von Spezialeinheiten, durch die City rannte, hätte man aufgrund der begrenzten Kräfteanzahl nicht verhindern können. "Wir mussten einfach Schwerpunkte setzen. Es ist vielleicht wünschenswert, überall Polizisten zu positionieren, aber nicht realistisch."
Doris Masson-Bleiming, Anwohnerin der östlichen Innenstadt, hätte sich in ihrem Wohngebiet mehr Schutz durch die Polizei gewünscht. "Die Nachbarn waren wirklich erschrocken. Ein Mann musste mit seinen Kindern vom Spielplatz flüchten - das kann man in unserem Wohnviertel doch nicht zulassen", findet sie.
Nach Polizeiangaben wurden bei den Krawallen keine unbeteiligten Bürger verletzt. Dafür entstand zum Teil großer Sachschaden - allein die Deutsche Bahn schätzt, dass die Instandsetzung der Gleisanlagen einen sechsstelligen Eurobetrag kostet. Mehrere Tausend Euro müssen auch Stadt und EDG ausgeben - u.a. für Straßenreparaturen und den Ersatz verbrannter Mülltonnen. Wegen Sachbeschädigungen an den Anlagen hat der Kleingartenverein "Am Send" Anzeige erstattet.
Für den Polizeichef bleibt am Ende dennoch eine positive Einsatzbilanz. Noch nie seien so viele gewaltbereite Autonome, noch nie so viele aggressive Rechte in der Stadt gewesen. "Dass es dabei zu Störungen kommt, lässt sich nicht verhindern." - weg