Antifa-Demo: Polizeichef vermutet hinter Krawallen Taktik
WR am 3.5.: Es kam am Dienstag, wie viele es vorausgesagt hatten: Helmut Manz, Anmelder der Demonstration "Antifaschistisches Bündnis 28. 03.", löste die Demo gegen Rechts am östlichsten Zipfel der Route auf. Er zog nicht wie vereinbart in die Innenstadt zurück. Und wie auf ein Kommando starteten die Ausschreitungen.
Man werde die Zuverlässigkeit von Herrn Manz vermehrt in Frage stellen, erklärte Polizeipräsident Hans Schulze in einem Zwischenfazit noch am Dienstagabend. Das sehe wohl auch das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen so, das sich in der Meinung dem Behördenleiter angeschlossen und eine von Manz im Vorfeld des 1. Mai beantragte Routenänderung - weiter in Richtung Neonaziaufzug - abgelehnt hatte. Dies auch mit der Begründung, so Schulze, man habe Zweifel an der Zuverlässigkeit des PDS-Politikers. Schulze sprach davon, dass es möglicherweise sogar Taktik war, die Demo sehr früh aufzulösen, um den Autonomen das Ausbrechen erst zu ermöglichen.
Mehrfach hatte Manz in der Vergangenheit Demon-strationszüge offiziell vorzeitig aufgelöst. Jedes Mal war es im Anschluss zu Randale gekommen. So auch bei der Demonstration gegen einen rechten Aufzug am 28. Januar 2006 am Landesbehördenhaus. Nachdem Manz die Versammlung aufgelöst hatte, um sich rechtlich abzusichern, setzte das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Autonomen und der Polizei ein.
Hans Schulze betonte generell, dass "wir mit dem Einsatz sehr zufrieden sind". Die Taktik, Rechts und Links nicht aufeinander treffen zu lassen, sei aufgegangen. "Beide Seiten haben gezeigt, dass sie äußerst gewaltbereit waren." Es sei so gut wie nichts in der City passiert. Er halte den angerichteten Schaden in Relation zu dem, was hätte passieren können, wenn Linke und Rechte sich begegnet wären, für eher gering.
Insgesamt, so die Polizei in ihrer Bilanz, habe es 154 Festnahmen gegeben, davon sind 19 dem rechten und 125 dem linken Spektrum zuzuordnen. Unter den Festgenommenen hätten sich 43 Jugendliche und 11 Kinder befunden. 25 Leichtverletzte seien zu beklagen - 12 Beamte und 13 Demonstranten.
Unverständnis äußern viele über das Verhalten der Polizei, Rechtsradikale, die man an der Rheinischen Straße auf einem spontanen Marsch in die Innenstadt gestoppt hatte, mit Bussen zum Versammlungort zu kutschieren. Wie Einsatzleiter Dieter Keil erklärte, handelte es sich hier wegen des S-Bahn-Ausfalls um "Schienenersatzverkehr".
Rechter Tross war äußerst aggressiv
Man hätte es nicht verantworten können, diesen äußerst aggressiven Tross durch die Stadt ziehen zu lassen. So steuerte man die Busse zum Mehrzweckplatz in Wambel zu einer Zwischenkundgebung und später wieder nach Dorstfeld zurück. Das Gleiche habe man mit Rechten getan, die man am Hauptbahnhof eingeschlossen hatte. - Von Andreas Winkelsträter
Stadt dankt Helfern
BILANZ
Nach Einschätzung von Stadtdirektor Ullrich Sierau, am 1. Mai diensthabender Dezernent, ist der Einsatz rund um die Demonstrationen "trotz etlicher Brandstiftungen und Sachbeschädigungen weitgehend geordnet und friedlich" verlaufen.
Die Einsatzleitstelle der Feuerwehr habe lediglich sieben Löscheinsätze und zwei Verletztenfahrten koordinieren müssen.
Auch im Namen von OB Dr. Gerhard Langemeyer dankt Sierau allen professionell Beteiligten und ehrenamtlichen Helfern für ihre Unterstützung.
Das Ordnungsamt ließ 20 Pkw abschleppen, weil sie trotz Halteverbots an den angemeldeten Demo-Wegen parkten. Weitere 100 Fahrzeughalter mussten aus ihren Wohnungen geschellt werden.