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Brennende Barrikaden

WAZ am 2.5.: Demonstranten aus dem linken Spektrum verließen Demo-Route. Auf Bahngelände hinter der Kronprinzenstraße gestürmt. Steine flogen. Doch das Konzept der Polizei ging auf: Keine Konfrontation mit den Rechten.

Kurz nach zehn vor dem Hauptbahnhof. Immer mehr schwarzgekleidete Menschen, zumeist mit Kapuzen, strömen auf Bahnhofsvorplatz und Königswall. Rund 1800 Demonsranten des linken Spektrums. Und sie werden zunehmend unruhig. Dabei liegt es allein an ihnen, dass die Polizei den Demonstrationszug noch nicht freigibt.

Laut Absprache fehlen in ihren Reihen 17 Ordner. Reaktion der Autonomen: "Wir stellen ein Ultimatum. Geht´s in 15 Minuten nicht los, reagieren wir." Die Polizei zeigt sich besonnen, gibt den Zug frei. Eine halbe Stunde später steigen über den Gleisen am Großmarkt Rauchwolken auf.

Statt, wie abgesprochen, an der Franziskanerstraße/Klönnestraße zu wenden, rennen einige Autonome die Düsseldorfer Straße hoch - nachdem Anmelder Helmut Manz die Versammlung noch vor dem Wendepunkt für beendet erklärt hatte.

Binnen Sekunden sperrt die Polizei die Unterführung zum Defdahl. In Windeseile ändern die Linken ihre Richtung, rennen Richtung Kronprinzenstraße. "Los, komm, die machen da Feuer", schreit ein schwarzgekleidetes halbes Kind seinem Mitstreiter zu, rennt die Böschung zu den S-Bahn-Gleisen hoch. Oben ein gespenstisches Bild: Mehrere Reisighaufen brennen lichterloh, schwarze Rauchwolken steigen hoch. Wie von Geisterhand taucht von Osten her Polizeiverstärkung auf. Langsam bewegt sich die Front auf die randalierenden Autonomen zu. Die Stimmung: aufgeheizt. Schottersteine fliegen aus den Reihen der Demonstranten. Doch so schnell der Spuk begann, so schnell ist er zu Ende. In Reih´ und Glied werden die Kapuzen von den Gleisen "gebeten". Einige flüchten durch Gärten und Keller. "Bei mir wollten zehn Mann über meinen Balkon", entrüstet sich eine Bewohnerin der Kronprinzenstraße. Nachbarn, so sah sie, haben aus lauter Panik ihre Kellertüren aufgesperrt.

"Kinder und Jugendliche, bitte die Ansammlung verlassen", dröhnt es kurz darauf an der Ecke Schönhauserstraße durch das Polizei-Megaphon. Der kleine Kessel wird bald aufgelöst, in Trupps ziehen die Demonstranten Richtung City. Auf ihrem Weg zünden sie vier Müllcontainer an, treten einem Auto den Seitenspiegel ab. Rund um die Reinoldikirche kommt es im Laufe des Nachmittags immer wieder zu "Störfeuern". Autonome rennen an verschreckten Passanten vorbei den Ostenhellweg herunter, werfen unter lautem Geschrei Mülltonnen um. Weit kommen sie nicht - kurz hinter dem Landgericht wartet schon die Polizei. Und das "Spiel" beginnt von vorn... K.M.

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