Offener Brief einer Anwohnerin
An den Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Hr. Dr. Langemeyer und an den Polizeipräsidenten der Stadt Dortmund, Hr. Schulze
Sehr geehrte Herren,
mit diesem Schreiben möchte ich meine Empörung über die Zustände am 1. Mai in Dortmund zum Ausdruck bringen.
Selbstverständlich haben alle Bürgerinnen und Bürger das Recht ihre Meinung durch Demonstrationen in die Öffentlichkeit zu tragen. Ich halte es aber für vollkommen überzogen, für knapp 1000 rechte Demonstranten eine so wichtige Verkehrsader wie den Hellweg von Brackel bis Körne praktisch den ganzen Tag lang zu sperren. Nicht nur, dass keine Straßenbahnen fuhren, sogar das Überqueren des Hellwegs wurde mir als Brackelerin u. a. an der Rüschebrinkstraße verwehrt. Es gab für mich - und alle anderen die in Brackel, Wambel oder Körne wohnen - keinerlei Möglichkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Innenstadt zu kommen.
Als die S-Bahnen nicht mehr fuhren wurden den rechten Demonstranten kurzfristig Busse zur Verfügung gestellt, damit diese zum Ort der Kundgebung kommen. Alle anderen S-Bahn-BenutzerInnen konnten selber sehen wie sie weiterkommen. Für Dortmunderinnen und Dortmunder die an der Hellwegschiene leben hielten Sie es ebenfalls nicht für erforderlich dafür zu sorgen, dass der öffentliche Nahverkehr verfügbar ist. Wichtig war am 1. Mai offensichtlich nur, dass die rechte Demonstration ungestört stattfinden konnte.
Wenn es Ihnen wirklich ernst damit ist, dass Rechte in unserer Stadt keinen Platz haben, weshalb haben dann städtische Reinigungsfahrzeuge die von den Grünen ausgebrachte Gülle auf dem Kundgebungsplatz umgehend wieder entfernt? War es wirklich nötig diese gewaltfreie Aktion gegen Rechts zu sabotieren? Ihre Sonntagsreden werden dadurch jedenfalls nicht glaubwürdiger.
Ihre Strategie keinerlei Gegenaktivitäten in der Nähe der Rechten Demonstration zuzulassen ist dann ja auch noch ziemlich daneben gegangen. Mehrere tausend Bürger waren offensichtlich gegen diesen rechten Aufzug in Dortmund, hatten aber keinerlei Möglichkeit dies den rechten Demoteilnehmern auch zu zeigen. Da kann man sich doch an 3 Fingern abzählen, dass dies eine Menge Ärger und Frustration hervorruft. Und das Einige dann aus dieser Frustration heraus in der Innenstadt zu randalieren versuchen wundert mich nicht wirklich.
Und was hat dieses massive - nebenbei auch noch äußerst kostspielige und umweltschädigende - Polizeiaufgebot letztendlich gebracht? Mehrere tausend Polizisten konnten nicht verhindern, dass der rechte Aufzug dann doch noch gründlich gestört wurde. Es ist sicherlich bedauerlich, dass auch viele Andere durch die Blockade der S-Bahn-Linie behindert wurden, es freut mich aber trotzdem, dass so der größte Teil dieser ewiggestrigen potentiellen Gewalttäter nicht durch Körne, Wambel und Brackel marschieren konnten.
Mit empörten Grüßen
Petra Liebherr