Uns reicht´s!
WR am 2.5.: KOMMENTAR Drei Kreuze. Es ist vorbei. Vorerst. Und niemand ist ernsthaft verletzt worden. Das ist aber auch schon alles, was sich an Positivem über diesen 1. Mai in Dortmund sagen lässt. Der traditionelle Feier- wurde erst zum Angst- und dann zum Chaostag.
Die Stadt im Belagerungszustand. Momentaufnahmen, die an Bürgerkrieg erinnerten. Ein explosives Katz-und-Maus-Spiel zwischen gewaltbereiten Autonomen und der Polizei. Und im Hintergrund eine rechtsradikale Meute, die sich ins Fäustchen lacht. Mal wieder. Wie oft eigentlich noch?
Drei Kreuze. Ab heute dann wieder Tagesordnung. Bis zum nächsten Mal. Wenn die Glatzen wieder mit tumben Parolen durch unsere Straßen marschieren, protestieren wir wieder dagegen. Und dann wieder. Und wieder.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Lob und Dank an alle, die gestern Aktionen gegen Rechts initiiert und friedlich daran teilgenommen haben. Für den Moment war das richtig und wichtig. Doch auf Sicht reicht es nicht. Längst diktieren die Neonazis in den Terminkalender dieser Stadt hinein. Sie bestimmen, wann wir feiern dürfen und wann wir uns unwohl fühlen müssen. Dieser Zustand ist vollkommen inakzeptabel.
Zweierlei müssen wir tun. Erstens: Uns endlich eingestehen, dass Dortmund eine Hochburg der rechten Szene ist. Wer das leugnet, der lügt. Wer es ignoriert oder auch nur zu relativieren versucht, macht sich zum Steigbügelhalter der Ewiggestrigen.
Zweitens: Die Stadt braucht eine kraftvolle Initiative, getragen von Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Gesellschaft, die vermittelt, was wirklich zählt: Nicht zwei Tage im Jahr gegen Rechts zu demonstrieren, sondern 365 Tage im Jahr Offenheit, Toleranz und Menschlichkeit zu leben. Agieren statt reagieren. Denn wir sind Dortmund. Wir bestimmen! Von Frank Fligge