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800 Stellen weniger

Zerplatzt wie eine Seifenblase sind die Hoffnungen der Kumpel auf Rettung ihrer Arbeitsplätze: Weil die Aufträge ausbleiben, streicht das Bergbau-Spezial-Unternehmen Deilmann-Haniel in Kurl rund 800 Arbeitsplätze.

Das teilte Unternehmenssanierer Jochen Rölfs gestern auf Anfrage mit. Damit wird die Belegschaft nahezu halbiert. Mitte August sollen erstmals in der Firmengeschichte betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden. 330 Mitarbeiter sind betroffen. 470 weitere Mitarbeiter bleiben von der Entlassung verschont. Für sie soll das Transfer-Kurzarbeitergeld greifen, bis sie in die vorzeitige Rente gehen. Am Donnerstag beginnen die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan. Wer von dem Streichkonzert bei Deilmann-Haniel nicht betroffen ist, muss mit Einkommenseinbußen rechnen.

Im Schockzustand

Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. "Es ist kein schöner Zustand, zwischen Tür und Angel zu stehen", sagt Walter Dilly, Betriebsratsvorsitzender bei Deilmann-Haniel. Die Belegschaft sei demoralisiert und geplagt von Selbstzweifeln. Verliere ich meine Arbeit? Und wenn ja: Finde ich jemals wieder einen neuen Job?

Dilly will sich mit öffentlichen Schuldzuweisungen zurückhalten. Schließlich liegen vor ihm und seinen Betriebsrats-Kollegen noch schwierige Verhandlungen mit der Geschäftsführung über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan, für jene Mitarbeiter, denen zum Quartalsende gekündigt wird. Am Donnerstag geht es los. "Wir werden alles tun, damit die betroffenen Kollegen nicht sofort ins Bodenlose fallen", verspricht Dilly.

Beschönigen will er aber auch nichts: "Wir sind schon sehr enttäuscht." Vor allem von der Politik fühlen sich die Kumpel im Stich gelassen. Es sei das gängige Schaum-Vokabular sozialpolitischer Begriffe und Schlagworte gewesen. Vorgetragen von den "üblichen Verdächtigen", die die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter für ihre eigenen Zwecke auszunutzen versuchten.

Und so sind die Zukunftssorgen bei Deilmann-Haniel allgegenwärtig. "Die Stimmung ist schlecht, fast schon lethargisch", so Dilly. Die Verunsicherung sei eingezogen. Von sich aus habe aber noch niemand "hingeschmissen". Bekanntlich sterbe die Hoffnung zuletzt.

Auch jene Kumpel, die ihren Job unter Tage behalten, müssen den Gürtel enger schnallen. Im Kern geht es dabei um längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich und Einschnitte beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Opfer müssen zudem die Verwaltungs-Angestellten bringen. Laut Unternehmenssanierer Jochen Rölfs wird ihnen das Gehalt um zehn Prozent gekürzt. - ar

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 07. August 2006
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