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Allianz-Konzern: Massenentlassungen und Milliardengewinne

2005 erzielte der Allianz-Konzern einen Rekordgewinn von 4,4 Milliarden Euro. Das reicht wohl nicht. Die Vorstände werden tausende der Mitarbeiter die diese Gewinne erarbeitet haben entlassen; auch in Dortmund. Im folgenden die Berichterstattung der Ruhr Nachrichten.

Schwarzer Tag für Dortmund

Die radikalen Stellenstreichungen beim Allianz Konzern treffen Dortmund gleich doppelt: Klar ist bereits, dass die Dortmunder Niederlassung der Privaten Krankenversicherung zu Ende 2008 geschlossen werden soll. Das trifft 352 Mitarbeiter ins Mark. Doch auch bei Dresdner Bank, die zur Allianz-Gruppe gehört, sind erneut herbe Einschnitte geplant. Rund 2500 Arbeitsplätze sollen wegfallen, betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen.

"Wie der Stellenabbau auf die einzelnen Standorte verteilt wird, ist heute nicht zu sagen", meint Christoph Dammermann, Pressesprecher der Dresdner Bank in Dortmund.

Die Gewerkschaft hat hingegen schon konkretere Vorstellungen davon, was passieren könnte. verdi-Sekretär Roman Eberle befürchtet, dass die Kreditabteilung und weitere interne Service-Abteilungen wegfallen könnten, falls die Allianz bei der Bank ähnlich zentralisiere wie im Versicherungsbereich. Bis zu 300 der 700 Mitarbeiter in Dortmund könnten dann betroffen sein, schätzt Eberle. Gleichzeitig erinnert er daran, dass auch bei der Commerzbank in Dortmund 200 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen könnten, wenn sich das Management mit seinen Plänen durchsetze.

verdi plant Widerstand

Sehr emotional verlief gestern Morgen die Mitgliederversammlung bei der Allianz Niederlassung am Heiligen Weg. Bei den einen dominierte die Wut, bei anderen die Enttäuschung, Tränen flossen. Die Mitarbeiter hatten gerade erfahren, dass spätestens Ende 2008 ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert wird.

Niederlassungsleiter Wolfgang König und Dr. Ulrich Rumm, Vorstandsvorsitzender der Privaten Krankenversicherungs-AG, hatten die schmerzhaften Nachrichten überbracht. "Heute waren Fragen aber nicht erwünscht", stichelt eine Mitarbeiterin hinterher. Dazu hat sie heute bei der Betriebsversammlung die Möglichkeit, die der Betriebsrat einberufen hat. Sie will jedenfalls bis zum bitteren Ende in Dortmund bleiben, sie habe Familie. "Ich gehe nicht an einen anderen Standort. Wir haben die Garantie, dass es bis Ende 2007 keine betriebsbedingten Kündigungen gibt." Zum Glück habe ihr Mann Arbeit. "Mir tun nur unsere Kunden leid", meint sie. "Ich weiß nicht, wie die den Service aufrecht erhalten wollen."

Darum macht sich Allianz-Pressesprecher Martin Bendrich keine Sorgen. Rund 460 000 Versicherte werden bisher von Dortmund aus betreut. "Die Schließung wird keine Auswirkungen auf die Kunden haben, weil sie weiterhin ihren Allianz-Vertreter als Ansprechpartner haben." Wenn die Niederlassung Dortmund Vergangenheit ist, wird Bremen die Aufgaben übernehmen. Was mit dem Gebäude passieren soll, das erst vor gut zwei Jahren eingeweiht wurde, weiß er noch nicht. "Vielleicht wird es vermietet."

"Für den Versicherungsstandort Dortmund ist das ein Rückschlag, der aber nicht vom Standort verursacht wurde", kommentiert Udo Mager, Chef der heimischen Wirtschaftsförderung, die Schließungspläne. Möglicherweise könne man einen Teil der betroffenen Mitarbeiter mit der Tranfergesellschaft PEAG begleiten, so Mager. "Wenn es gewünscht wird, würden wir helfen."

Die Gewerkschaft wetzt hingegen die Messer "Es ist der Punkt gekommen, wo Widerstand gegen die weitere Vernichtung von Arbeitsplätzen organisiert werden muss", steht für verdi-Sekretär Roman Eberle fest. "Es kann nicht sein, dass glänzend verdienende Unternehmen die Lebensperspektiven der Menschen mit dieser Politik zerstören." verdi will kurzfristig mit den Betriebsräten von Allianz, Dresdner Bank, aber auch der Commerzbank eine Strategie beraten. Danach könnte es zu ersten Protestaktionen kommen. - kiwi

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 22. Juni 2006

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