Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Soziale Entwicklung Arbeitsmarkt am seidenen Faden

Arbeitsmarkt am seidenen Faden

Halbjahresbericht 2009: Kurzarbeit hält Statistik ausgeglichen

Noch – dieses Wort dominiert die Bilanz des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im ersten Halbjahr 2009. Noch liegt die Arbeitslosigkeit unter Vorjahresniveau. Noch schlägt die Krise nicht richtig durch. Denn: Noch halten die großen Firmen an Kurzarbeit fest.

Und es gibt noch einige offene Lehrstellen. Aber wie lange noch?

Es ist die Ruhe vor dem Sturm, die Arbeitsagentur-Chef Stefan Kulozik beschreibt, wenn er von „einer schleichenden Verschlechterung” spricht. Der Juni brachte nicht die übliche Belebung am Arbeitsmarkt. Nur „eine kurze Verschnaufpause vor dem Sommerloch”. Das dicke Ende soll noch kommen. Schon für den Herbst erwartet Kulozik eine Verschärfung der Lage – „und 2010 eine noch schlechtere Arbeitsmarktsituation”.

Frische Zahlen: Im Juni waren insgesamt 37 517 Menschen in Dortmund arbeitslos gemeldet. Davon entfielen 8056 (4 Prozent weniger als im Mai) auf die Arbeitsagentur, die versicherungspflichtige Empfänger von Arbeitslosengeld I betreut. Im Jahresvergleich stieg hier die Arbeitslosenzahl um 16,4 Prozent (+1135), bei Langzeitarbeitslosen gar um 18,6 Prozent (+188).

Anders die Tendenz bei der JobCenter Arge. Auch im Juni schlug dort die Krise nicht in der befürchteten Größenordnung durch. Die Steigerung: nur 0,1 Prozent (+20). Für Arge-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers ist es „noch zu früh, diesen Stillstand als positives Zeichen zu werten”. Was ihn freut: Die Zahl der langzeitarbeitslosen ALG II-Bezieher sank – um 201 Personen oder 1,3 Prozent – auf den niedrigsten Stand seit 2005: 14 839. Insgesamt liegt die Zahl der arbeitlosen Hartz IV-Empfänger um 7,5 Prozent (-2376) niedriger als im Vorjahr.

„Das sind kleine Erholungen auf niedrigstem Niveau”, weiß Kulozik. Den Agenturchef sorgen zunehmende Entlassungen bei kleineren Betrieben. Die Zukunft hängt an der Frage: Wie lange halten „die Großen” an Kurzarbeit fest? Einzelne Betriebe wurden gestern bei der Halbjahresbilanz nicht genannt. Der bange Blick aber richtet sich auf Unternehmen wie Thyssen Krupp, KHS oder Elmos. Kündigungen dort – und ein Erdrutsch im Markt wäre die zwangsläufige Folge.

Überhaupt kamen gestern nicht alle Daten auf den Tisch. Wieweit die offiziellen Zahlen die Wirklichkeit abbilden, dazu gab es keine Aussage. Bekanntlich werden nach dem Gesetz zur Neuregelung von Arbeitsmarktinstrumenten seit Mai alle Arbeitslosen, die durch private Träger betreut werden, nicht mehr als arbeitslos gezählt. Sie fallen schlicht aus der Statistik heraus.

2000 Bewerber ohne Ausbildungsplatz

Blickpunkt Ausbildungsmarkt: In Dortmund wurden bis zum Juni 2439 Stellen gemeldet – 7,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Bewerber ging zurück: um 4,6 Prozent auf 4137.

Quelle: WR vom 01.07.09

Artikelaktionen