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Bäcker: Kein Geld für die eigenen Brötchen

Körnerbrötchen, Croissants oder mal ein Stückchen Kuchen. Sabine T. (Name geändert) würde gern mal selbst zugreifen, doch für die Bäckereifachverkäuferin sind die Produkte, die sie täglich ihren Kunden anbietet, zu teuer.

Deshalb ging sie gestern mit ihren Kollegen auf die Straße, um auf die Situation der rund 3000 Beschäftigten des Bäckerhandwerks im Großraum Dortmund aufmerksam zu machen. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss und Gaststätten (NGG) hatte zu der Aktion aufgerufen. Der Tross von gut zwei Dutzend Bäckerinnen und Bäckern zog gestern durch die Innenstadt und verteilte vor den Filialen der Bäckereien Beckmann, Grobe, Kamps und Malzers Handzettel an Kunden und Passanten.

Start in den Beruf mit 7,82 Euro

Gewerkschaftssekretär Torsten Gebehart möchte erreichen, dass sich die Arbeit im Bäckerhandwerk wieder lohne. Genau beziffern wolle die NGG ihre Forderung jedoch nicht. "Die Reallöhne sind stark gesunken. Hinzu kommt, dass nicht alle Bäcker ihren Mitarbeitern die vollen tariflichen Leistungen gewähren", sagte Gebehart. So verlangten die Arbeitgeber von ihren Angestellten, dass sie um 6 Uhr erscheinen, um das Geschäft auf die Ladenöffnung um 7 Uhr vorzubereiten. Doch bezahlt werde erst ab 7 Uhr. "Das sehe ich nicht mehr ein", sagte eine Mitarbeiterin. Urlaubs- und Weihnachtsgeld tauchen bei einigen Beschäftigten schon längst nicht mehr auf der Lohnanbrechnung auf. Und die ist momentan nicht gerade üppig.

Mit gerade einmal 7,82 Euro pro Stunde startet eine Bäckereifachverkäuferin nach der Ausbildung ins Berufsleben. An der höchsten Gehaltsstufe angekommen sind es dann 10,43 Euro. So viel, dass Sabine T. noch einen Nebenjob an der Tankstelle annehmen musste, um über die Runden zu kommen. Ihre Lebensversicherung hat sie bereits gekündigt. "Haftpflicht und Hausrat hab' ich noch, mehr geht nicht", sagt sie.

Andreas Beckmann betreibt insgesamt 24 Filialen der gleichnamigen Bäckerei. Die Preissteigerungen für Energie und Rohstoffen würden seinem Unternehmen stark zu setzen. "Nur kann ich die Preise nicht auf die Kunden umwälzen, da die Konkurrenz der Groß- und Billigbäckereien sowie der Supermärkte einfach zu groß ist", sagt er. Also muss die Belegschaft auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten - und versteht das sogar. "Wir glauben Herrn Beckmann, dass er uns mehr zahlen würde, wenn er es könnte", sagt Silvia Hopkes, Vorsitzende des Betriebsrats. Ob er es irgendwann wieder kann ist fraglich, und bis dahin kann Sabine T. Brötchen und Croissants nur anfassen, aber nicht kaufen.

Quelle: WR vom 14.07.08

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