Dortmund ist nicht familienfreundlich
Ist Dortmund kinder- bzw. familienfreundlich? In einer Prognos-Studie, die das Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben hat, schneidet die größte Stadt des Ruhrgebietes schlecht ab.
Wenn Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer eine Rede hält, dreht sich vieles um Familienpolitik. Ist Dortmund aber wirklich familienfreundlich? In Berlin ist gestern der so genannte "Familienatlas 2007" vorgestellt worden. Das Ergebnis, mit dem Dortmund darin abschneidet, kann schlechter kaum sein.
Die Untersuchung der seriösen Prognos AG stellt in einem direkten Vergleich die 40 bevölkerungsreichsten Städte mit einer Vielzahl von Indikatoren gegenüber. In der Rubrik "Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche" steht Dortmund von 40 möglichen auf dem 38 Platz. Bei der "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" ist es der 36., bei "Bildung und Ausbildung" der 34. Platz. Lediglich bei "Wohnsituation und Wohnumfeld" belegt Dortmund mit dem 22. einen mittleren Rang.
OB Langemeyer zweifelt Aktualität der Zahlen an
OB Langemeyer reagierte gestern auf Anfrage unserer Redaktion ungläubig: "Das kann nicht sein." Keine andere Stadt in Nordrhein-Westfalen habe im vergangenen Jahr mehr für Familienpolitik getan als Dortmund." Noch bei seiner jüngsten Etatrede hatte Langemeyer darauf hingewiesen, dass die Stadt in den vergangenen Jahren 300 Millionen Euro für die Sanierung von Schulen ausgegeben habe und bis zum Jahre 2012 weitere 50 Millionen Euro pro Jahr zulegen werde. Für den Ausbau der Ganztagsbetreuung von Kindern im Vorschulalter seien bis 2012 rund 28,8 Millionen Euro vorgesehen.
Langemeyers Verdacht: Prognos habe alte Zahlen verwendet - womöglich von den statistischen Landesämtern. "Die sind dann immer zwei bis drei Jahre alt."
In der Tat hat Prognos auch diese Quellen angezapft, bestätigte gestern Peter Kaiser aus der Prognos-Pressestelle. In der Tat gebe es Zahlen, die bereits vier Jahre alt seien, weil sie nur alle vier Jahre erhoben werden würden (z.B. Betreuungspersonen in der Jugendarbeit). Aber durchweg nur veraltete Angaben? "Wir haben die neuesten Zahlen, die es gibt." Viele stammten aus dem vergangenen Jahr.
Die lassen Dortmund ausgesprochen schlecht aussehen. Vor allem beim Thema Kinderbetreuung, das neuerdings bei keiner politischen Bilanzierung mehr fehlen darf. In der Prognos-Studie gibt sie kaum Anlass zur Zufriedenheit: Dortmund bietet nur 14,2 Prozent der Kinder im Kindergartenalter eine Ganztagsbetreuung. Das ist der 38. Platz. Und bei den Betreuungsangeboten für unter dreijährige Kinder kommt Dortmund auf eine Quote von 7,4 Prozent, die auch nur für den 31. Platz reicht. Selbst Städte wie Bochum und Essen liegen deutlich vor Dortmund.
Rostock kam bei diesem Ranking übrigens auf den ersten Platz: Mit einer Ganztagsbetreuungsquote von 63,9 Prozent für Kindergartenkinder und einer solchen in Höhe von 49,5 Prozent für unter dreijährige Kinder.
Quelle: Westfälische Rundschau vom 04.10.2007