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Dreck, Ruhestörung und Prostitution

Der so genannte "Schwarzarbeiterstrich" in der Mallinckrodtstraße bewegt die Gemüter: Nicht nur Schwarzarbeit, sondern auch Prostitution und Drogenhandel sind Thema. Ebenso wie kulturelle Probleme.

Nordstadt-Politik, Quartiersmanagement, Nachbarschaftskreise, Ordnungspartner und Zoll beschäftigen sich seit Monaten mit dem Thema. "Wir haben oft auf die Probleme verwiesen, aber es tut sich zu wenig", beklagt Dr. Marita Hetmeier (SPD). Die Sorgen der Anwohner würden nicht genügend beachtet: "Hier lässt man das Engagement ins Leere laufen."

Stundenlöhne von 2,50 Euro sind AWO-Streetworkerin Veronika Rohmann zugetragen worden. "Ich habe selbst gesehen, wie eine Gruppe von Leuten in einen Transporter gestiegen sind." Der Zoll hat die Straße seit rund einem Jahr auf der Agenda. Allerdings sei es kein reines Schwarzarbeitsproblem, sondern eine komplizierte Gemengelage. "Wäre es ein reiner Schwarzarbeiterstrich, würden die Männer nachmittags und abends dort nicht mehr stehen", erklärt Dietmar Hampel von der Zoll-Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Der Nachweis sei schwierig: "Dort wird ja nicht gearbeitet." Der Zoll kontrolliere, sei aber auch auf Hinweise angewiesen: "Anwohner können ja die Kennzeichen notieren, wenn dort Männer einsteigen", so Hampel. Der Zoll werde prüfen.

Das Problem ist jedoch vielschichtiger: Das subjektive Sicherheitsgefühl vor allem bei Frauen sei gesunken, weiß Quartiersmanagerin Heike Schulz. Außerdem gebe es einen Imageschaden, den auch Dirk Dahlmann von der gleichnamigen Bäckerei beklagt: "Es ist für die ganze Gegend eine Belästigung." Es gibt Klagen über Ruhestörungen, Drogenhandel und Verunreinigungen. Die Ansammlung stößt bei anderen jungen Ausländern auf Unverständnis: Sie kassierten oft Platzverweise. Doch dort passiere nichts", weiß Streetworkerin Rohmann zu berichten.

Mission beklagt Menschenhandel

Zudem hätten junge Männer ihr erzählt, dass ihnen Frauen zum Sex angeboten worden seien. Anwohner Bernd-Uwe Hypko kann dies bestätigen. "Der Straßenstrich ist zurück." Nachts kann er nicht mehr schlafen, weil die Geschäfte vor seinem Fenster abgewickelt werden.

Prostitution ist auch für Meral Kahya von der Industrie-Apotheke ein Thema. Viele Frauen kämen mit Infektions- und Geschlechtskrankheiten. Anwohnerinnen seien zudem in Sorge, zumal Freier immer wieder Passantinnen ansprächen, weil sie sie für Prostituierte hielten. Wohnungen in der Schleswiger und Missundestraße würden von Prostituierten genutzt.

Oft nicht freiwillig, bestätigt Jutta Geißler-Hehlke, Leiterin der Mitternachtsmission. Sie hätten Bulgarinnen, Rumäninnen und Türkinnen getroffen, die gezwungen würden: "Die Frauen sprechen oft kein Deutsch, die Männer machen die Geschäfte", so Geißler-Hehlke. Sie hätten ihnen Ausstiegsmöglichkeiten angeboten: "Aber die Frauen haben Angst."

Allerdings sei die Ansammlung keinesfalls nur eine Zusammenrottung von Kriminellen: Er sei vor allem ein Treffpunkt von Landsleuten. "Sie haben es gar nicht verstanden, dass sie als Problem wahrgenommen werden", berichtet Quartiersmanagerin Heike Schulz. "Es ist eine ganz neue Einwanderergruppe, um die wir uns kümmern müssen."

 

EU-Osterweiterung

 

  • Seit der EU-Osterweiterung gehören auch Bulgarien und Rumänien zur Europäischen Union.
  • Brauchten Bulgaren und Rumänen früher Touristenvisa, die einen Aufenthalt von drei Monaten erlaubten, haben sie jetzt ein unbefristetes Aufenthaltsrecht.
  • Allerdings haben sie nur ein Recht zu bleiben, nicht aber zu arbeiten.
  • Lediglich Selbstständige und Gewerbetreibende (auch angemeldete Prostituierte mit Gewerbeschein und Steuernummer) dürfen im Zuge der Freizügigkeit in Deutschland arbeiten.

 

 

Quelle: Westfälische Rundschau vom 24.09.2007

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