Fakten zeigen drastischen Strukturwandel in der Dortmunder Arbeitswelt
Frauen sind die eindeutigen Verlierer
Selbst in der Aufschwungphase 2006 /2007 ging der drastische Abbau von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen im produzierenden Gewerbe in Dortmund weiter, gleichzeitig boomte die Leiharbeit (77 % Zuwachs) überm Landesdurchschnitt (39%).
„Eindeutige Verlierer” der Entwicklung der Beschäftigungsstruktur zwischen 2000 und 2007 sind Frauen.
Dies sind drei der Ergebnisse, die Klaus Boeckmann von der Kooperationsstelle Wissenschaft-Arbeitswelt (Kowa) an der Sozialforschungsstelle (sfs) in einer Studie ermittelte. Boeckmann untersuchte die Entwicklung von sozialversicherungspflichtigen Voll- und Teilzeitstellen sowie der Minijobs sowie Leiharbeit vom Jahr 2000 bis ins Jahr 2007 in Dortmund. Parallel wurden die Daten für NRW erhoben - in 44 Wirtschaftsbereichen..
„Wir sind auf dem Weg in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts” - wertete Eberhard Weber, DGB-Geschäftsführer Östliches Ruhrgebiet, erste Zahlen der Studie, die Anfang Juli komplett veröffentlicht werden soll. Die Daten dokumentierten, dass das „traditionelle Rollenverständnis” weiter herrsche und Frauen benachteilige. Es sei nun umso wichtiger, das Projekt „Frau - Innovation - Wirtschaft” weiterzuführen, so Weber. Demnächst berät der Wirtschaftsförderungsausschuss über das Projekt.
Lediglich in der Verwaltung, bei Versicherungen und bei Banken könne man nicht von eine Benachteiligung von Frauen ausgehen, so Weber.
Alarmierend, so Klaus Boeckmann, sei vor allem, dass im Jahr 2007 bereits 51 % der Frauen in „atypischen Arbeitsverhältnissen” (Teilzeit, Minijobs, Leiharbeit) beschäftigt seien. Im Durchschnitt stieg die Zahl aller atypischen Arbeitsverhältnisse in Dortmund zwischen 2000 und 2007 auf 36 %. Das lag über dem NRW-Durchschnitt.
Frauen hätten einen höheren Anteil bei Teilzeitarbeit und Minijobs als Männer. In Zusammenhang mit dem hohen Niedriglohnanteil werde das „Armutsrisiko bei Frauen gesteigert.” Besonders alleinerziehende Frauen trügen ein hohes Risiko, dauerhaft im Teilzeit- und Niedriglohnbereich zu verbleiben.
Deutlich der Abbau der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen im produzierenden Gewerbe in Dortmund von 2000 bis 2007: minus rund 13 000 auf 29 300 Stellen bei Männern und minus rund 1700 auf 6700 Stellen bei Frauen. Im Dienstleistungsbereich legten die Männer um 2000 auf 66 900 Stellen zu, während es bei den Frauen ein Minus von 1900 auf 49 250 gab.
Quelle: WAZ vom 09.06.09
Zurück in die 50-er Jahre
Das Beschäftigungssystem in Dortmund kippt, immer mehr Teilzeitstellen, Minijobs und auch Leiharbeit ersetzen die sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs. Das ist das Ergebnis einer Studie, die jetzt Kooperationsstelle Wissenschaft/Arbeitswelt vorgelegt hat. Verlierer dabei: die Frauen.
44 Wirtschaftsbereiche hat man sich angeschaut, das Ergebnis ist aus Sicht des DGB trist. In der wirtschaftlichen Aufschwungphase von 2006 bis 2007 seien über 90 Prozent der entstandenen Jobs Teilzeit- oder Minijobs gewesen, so Klaus Boeckmann von der Kooperationsstelle. Der Anteil dieser Beschäftigungsverhältnisse betrage damit in Dortmund 36,4 Prozent (Landesdurchschnitt 33,9).
Habe es im Jahr 2000 im Bereich Produzierendes Gewerbe noch 42 534 Vollzeitstellen für Männer (8398 für Frauen) gegeben, sei die Anzahl 2007 auf 29 294 (6728 bei Frauen) gesunken. Die Teilzeitjobs entwickelten sich nach oben (von 315 auf 459), die Minijobs ebenfalls (von 1311 auf 2006). Bei Frauen sanken hingegen die Zahlen für Teilzeitjobs von 1609 auf 1343, die der Minijobs von 2189 auf 2009.
Im Dienstleistungsbereich stieg hingegen bei den Männern zwischen 2000 und 2007 die Anzahl der Vollzeitstellen von 64 889 auf 66 915, bei den Frauen sank sie von 51 131 auf 49 252.
Die Entwicklung bei den Teilzeitstellen: von 4356 bei den Männern auf 5908. Bei den Minijobs von 7723 auf 14 475. Bei den Frauen stieg die Zahl der Teilzeitjobs von 22 791 auf 28 063, die der Minijobs von 18 516 auf 24 800.
„Ein insgesamt sehr hoher Anteil atypischer Beschäftigung bei den Frauen”, fasste DGB-Chef Eberhard Weber zusammen. Mit der Deregulierung und der Flexibilisierung hätten eigentlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. „Bei Lichte betrachtet, sieht das Ergebnis aber recht nüchtern aus”, so Weber. Wer in solchen Jobs arbeite, verdiene nicht viel und trüge diese Zeit als Rentenrisiko bis ins Alter.
Besonders problematisch sei, dass sich - wenn sich die Zeiten wieder besser entwickeln würden - die Uhr nur sehr schwer wieder zurück in Richtung sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs drehen ließe. Die Minilöhne übten zudem Druck auf die Löhne der Vollzeitjobs aus.
Frauen würden jedenfalls erheblich benachteiligt. „Wir sind wieder auf dem Weg in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts”, so Weber. Ihr Anteil an atypischen Arbeitsverhältnissen sei gemessen an allen Beschäftigungsverhältnissen zwischen 2000 und 2007 von 43,7 auf 51 Prozent gestiegen (Männer von 13,2 auf 22,7 Prozent).
In diesem Zusammenhang fordert Weber die Fortführung des Projektes „Frau. Innovation. Wirtschaft” der Wirtschaftsförderung, das derzeit auf der Kippe steht.
Quelle: WR vom 09.06.09