Überwachung des Fluglärms von politischer Brisanz

Bislang gab es nur die drei (nicht veröffentlichten) Messstationen des Flughafens in Unna-Massen, Wickede und im Gewerbegebiet Aplerbeck. Deren Daten aber waren weder einfach zugänglich noch aufgrund des errechneten Dauerschallpegels aussagekräftig, betont Dr. Henning Müller-Späth, Mitglied der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund-Kreis Unna (SGF) und der Aplerbecker Bezirksvertretung. Mit dem Fluglärm-Monitoringsystem der SGF gebe es nun objektive und nachvollziehbare Informationen für jeden Bürger, "Lärmaussagen über jedes Flugzeug an möglichst vielen Punkten im Stadtgebiet."

Zeitnah aktualisiert mit maximal einer Stunde Verzögerung werden Fragen zur Anzahl der Überflüge, Spitzenpegel und Flugbewegungen beantwortet - auch in der Verspätungszeit von 22.01 bis 23 Uhr.

Die Ergebnisse werden von den Rechnern an den sieben Messstationen in Unna, Unna-Massen, Wickede, Sölde, Aplerbeck, Schüren, Wellinghofen und demnächst Benninghofen an den gemeinnützigen Verein Deutscher Fluglärm-Dienst (DFLD) übermittelt. Der bereitet die Daten grafisch auf und macht sie im Internet (http://www.dfld.de) zugänglich, einschließlich Tages- und Monatsstatistiken.

"Wir geben damit der Bevölkerung ein anschauliches Instrument in die Hand, um die Entwicklung des Fluglärmes, auch bei weiterer Steigerung der Flugbewegungen, einschätzen zu können," stellt Derick Meßling, stellv. SGF-Vorsitzender und stellv. Aplerbecker Bezirksvorsteher fest.

Politische Brisanz erhält diese Fluglärm-Überwachung auch vor dem Hintergrund der von der SGF befürchteten Ausbaupläne des Flughafens, einschließlich der Verlängerung der Betriebszeiten.

Allein im letzten Jahr habe sich das Passagieraufkommen bei rund 22 000 Flugbewegungen um 50 Prozent erhöht, so die SGF-Vorsitzende Ursula Wirtz, die lärmrelevanten Flugbewegungen stiegen gleichzeitig um ein Viertel, vor allem in der großen Düsenflugzeugklasse, auf die schon 2005 fast jede dritte Flugbewegung entfiel. Nach den Prognosen werden bis 2010 allein 6000 zusätzliche Flugbewegungen aus dieser Klasse (dann 40 %) dazukommen, prophezeit Werner Wirt von der SGF.

Noch gehen die Prognosen des Flughafens von deutlich weniger Starts- und Landungen aus. Die Flughafen GmbH muss allerdings, so eine Auflage des Oberverwaltungsgerichts Münster vom letzten November, ihre aus 2002 stammende Prognose des Flugzeugtypenmixes nachbessern.

"Wahnsinnsvorhaben"

Flughafen und Politik wollten beim Fluglärm-Problem den Ball möglichst flach halten, so Ursula Wirtz, und die Ausbaudiskussion zu dem "Wahnsinnsvorhaben" auf die lange Bank schieben. Mit der Fluglärm-Überwachung im Internet könne man nun ablesen, wie hoch die jetzige Belastung schon sei. Die SGF-Vorsitzende: "Da braucht man wirklich nur das kleine Einmaleins, um nachzuvollziehen, dass es noch lauter wird." - ko

Deutscher Fluglärmdienst e.V.: http://www.dfld.de/DFLD/index.htm