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Flut von Klagen schwappte auf das Arbeitsgericht zu

Wenn gleich zwei große Dortmunder Firmen innerhalb eines Jahres pleite gehen, haben die Richter des Arbeitsgerichtes alle Hände voll zu tun.

Nach fünf ruhigen Jahren verzeichnete die Behörde seit 2002 im letzten Jahr erstmals wieder einen deutlichen Anstieg der Klagen: 7000 Klage-Eingänge hielten die zehn Richterinnen und Richter 2007 auf Trab: satte 600 mehr als 2006. "Eine Entwicklung, die deutlich gegen den Trend geht. Im Landesarbeitsgericht Hamm haben die Verfahren kaum zugenommen, im Bezirk Düsseldorf sogar abgenommen", zog Gerhard Stiens, Direktor des Dortmunder Arbeitsgerichtes gestern Bilanz. Grund: Nach der Insolvenz der beiden großen Firmen Deilmann-Haniel sowie Wiemer und Trachte wehrten sich viele Arbeitnehmer gegen betriebsbedingte Kündigungen.

Insgesamt stiegen die Kündigungsschutzprozesse inklusive der Prozesse, in denen Mitarbeiter um Entfristungen kämpften, von 2912 (im Jahr 2006) auf 3390 (im Jahr 2007), erklärte Presserichterin Regine Westphal. Hierbei sei bemerkenswert, dass bei den kleinen und mittelgroßen Betrieben wenig betriebsbedingte Kündigungen zu verzeichnen seien - den "Batzen" machten vielmehr die Insolvenzen der beiden Traditionsfirmen aus.

Ein bedenklicher Trend, der sich im letzten Jahr verstärkt zeigte: Verfahren, die mit immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen und Zahlungen zu tun haben.

Mehr Beschwerden von Mobbing-Opfern

Hier stiegen die Klagen von 2184 (im Jahr 2006) auf 3390 (im Jahr 2007) an.

Sonderleistungen wurden abgebaut, gesetzliche Mindestarbeitsbedingungen nicht gewährt oder sittenwidrig niedrige Löhne gezahlt. Immer mehr Arbeitgeber setzten Leiharbeiter nicht nur zur Erledigung von Auftragsspitzen ein, sondern dauerhaft. Und das zu erheblich niedrigeren Löhnen als die Stammbelegschaft. Aktuelles Beispiel: Der Rechtsstreit zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung beim Hörder Pumpenhersteller Wilo.

Leicht gestiegen ist auch die Zahl der mutmaßlichen Mobbing-Opfer."Ein schwer zu fassendes Phänomen", sagt Arbeitsgerichts-Direktor Gerhard Stiens. Menschen reagierten eben verschieden empfindsam. "Da muss man genau die Grenzen ausloten: Wo beginnt ein Konflikt, was ist zumutbar?"

Quelle: Westfälische Rundschau vom 13.03.08

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