Gespräche in der Sackgasse
Ratlosigkeit macht sich unter den 466 Mitarbeitern bei Hoesch Spundwand (HSP) breit. Da gestiegene Materialpreise die Kostenstruktur bei HSP aus dem Ruder laufen ließen, sollen 78 von ihnen ihren Job verlieren. Eine Dimension, mit der niemand gerechnet hat.
Die Sorge unter den Arbeitern dreht sich aber nicht nur um den eigenen Job, sondern um den Fortbestand des Spundwandherstellers insgesamt. Sie fürchten, dass das Unternehmen keine längerfristige Überlebenschance hat, sollte das von der Geschäftsführung favorisierte Konzept umgesetzt werden. Danach sollen nicht nur 78 Arbeitsplätze wegfallen. Auch soll die Produktion auf 210 000 Tonnen pro Jahr runtergefahren werden. Hinzu kommt noch eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden für etwa zwei Drittel der Belegschaft.
Gute Auftragslage
In einem Gespräch mit HSP-Aufsichtsratsmitglied Reinhard Quint, der auch Vorstandsmitglied der HSP-Vertriebsfirma TKBT ist, erhoffte sich die Belegschaft nun neue Einsichten. Betriebsrat Dirk Hoffmeister: "Wir haben dieses Gespräch gesucht, weil wir mit der Geschäftsführung von HSP in Bezug auf das Mengengerüst nicht weiterkommen." Die Auftragslage sei bestens, auch die Preise. "Kein Mensch versteht mehr, warum wir ab Juli weniger produzieren sollen." Während die HSP-Geschäftsführung die Produktion auf 210 000 Tonnen senken will, hält die TKBT den Verkauf von 300 000 Tonnen in den nächsten zwei Jahren "zu wirtschaftlichen Preisen" für realistisch.
Teuer hinzukaufen
Angesichts solcher Äußerungen versteht der Sprecher der HSP-Vertrauenskörperleitung, Thomas Heuser, die Welt nicht mehr: "Erklären Sie mal einem Kollegen, er soll in so einer Situation nur noch 30 Stunden in der Woche arbeiten und auf Lohn verzichten."
Der Mutterkonzern Salzgitter will dennoch an seinen Sanierungsplänen für HSP festhalten. Ein Unternehmenssprecher wollte nicht bestreiten, dass es möglich sei, 300 000 Tonnen Material zu verkaufen. Allerdings müsste ein Teil der Stahlmenge, die HSP zur Herstellung von Spundwänden benötige, teuer hinzugekauft werden. Damit ließen sich die Produkte nicht mehr zu "wettbewerbsfähigen Konditionen" verkaufen.
Der HSP-Betriebsratsvorsitzende Gerd Pfisterer greift nach jedem Strohhalm: "Wir werden jetzt noch einmal mit dem Salzgitter-Vorstand sprechen. Wenn wir da nicht weiterkommen, dann muss die Belegschaft entscheiden, wie es weitergeht." - ar