IG Metall: 7%-Forderung fällt nicht vom Himmel
Die IG Metall hat ihre Forderung in den Ring geworfen, die bekannten Rituale laufen ab. Sieben Prozent mehr Einkommen fordert die Gewerkschaft für die Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie. Die Arbeitgeberseite bezeichnete die Forderung bereits als "maßlos".
"Die Forderung fällt nicht vom Himmel", sagt Hans-Jürgen Meier, 1. Bevollmächtigter der örtlichen IG Metall. In der sind rund 90% der 1900 Beschäftigten der heimischen Eisen- und Stahlindustrie organisiert. Vier Betriebe zählen hauptsächlich dazu: Thyssen Krupp Steel (sozusagen Alt- Hoesch), das Dortmunder Oberflächencentrum, Hoesch Spundwand und Profil sowie Tailored Blanks, obwohl das Platinenwerk Ende September geschlossen wird.
"Stahl boomt nach wir vor, die Auftragsbücher sind voll", hält Meier die 7%-Forderung nicht für überzogen. "Wir haben 20 Jahre Tarifpolitik unter Krisenbedingungen erlebt", ergänzt Hartmut Schink, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von ThyssenKrupp Stahl am Standort Dortmund und Mitglied der Verhandlungskommission. "Jetzt können wir uns diese Forderung erlauben, denn die Unternehmen können sie bezahlen." Außerdem sei zu berücksichtigen, dass in der Eisen- und Stahlindustrie die Personalkosten an den Gesamtkosten nur 10% ausmachten. Daher kann für Meier am Ende auch nicht der häufig praktizierte Kompromiss stehen: "Sieben einfach durch Zwei teilen wollen wir nicht."
Wichtig ist den Gewerkschaftern die neue Komponente bei der Tarifverhandlungen gegen die Überalterung der Belegschaften. Dafür kann Schink ein eindrucksvolles Beispiel liefern: Er arbeitet im Kaltwalzwerk auf der Westfalenhütte. "Von unseren 750 Mitarbeitern ist der jüngste 34 Jahre alt." Daher fordere die IG Metall erstmals den Abschluss eines Tarifvertrags mit einer "Perspektive für Beschäftigung und altersgerechtes Arbeiten".
Meier erwartet harte Verhandlungen: "Die gibt es immer dann, wenn es der Branche entweder sehr schlecht geht oder sehr gut." - kiwi
Quelle: Ruhr Nachrichten vom 16. August 2006