"Job Factory soll" Jugendliche in Arbeit bringen
Eine so genannte Job-Factory, eine Art Übungsfirma, soll junge Arbeitslose auf den Ernst des Berufslebens vorbereiten.
Dafür wird ein Firmengebäude angemietet, in dem es wie in einem richtigen Unternehmen zugehen soll. Die Jugendlichen, die hier hinter dem Schreibtisch sitzen, werden als Coaches ausgebildet, die den Gleichaltrigen, die vor ihrem Schreibtisch sitzen, Tipps zum Bewerbungsschreiben oder Vorstellungsgespräch geben. Sie sollen auch Arbeitgeber auf Praktikanten- oder Ausbildungsstellen ansprechen.
Das ist nur eine von vielen Ideen, die bei der "1. Jugendkonferenz 2006" der JobCenter ARGE geboren wurde. Dort diskutierten in der vergangenen Woche rund 45 Experten von JobCenter, Jugendamt und freien Trägern, wie man der erschreckend hohen Jugendarbeitslosigkeit in Dortmund Herr werden kann.
Unterm Durchschnitt
Die Lage hat sich in den vergangenen Jahren noch verschärft. Die rückgängigen Ausbildungsplatzzahlen insbesondere im Handwerk und den freien Berufen haben laut Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der JobCenter ARGE, bewirkt, dass Dortmund erheblich dem Bundesdurchschnitt hinterherhinkt.
So gehen von allen 18-Jährigen bundesweit 32% einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, in Dortmund sind es lediglich 19%, bei den 21-Jährigen sind es bundesweit 47%, in Dortmund 38%. Insgesamt sind in unserer Stadt 5085 Jugendliche ohne Job, das entspricht einer Quote bei der Jugendarbeitslosigkeit von 16,3%.
Jede Menge Zahlen, hinter denen sich entsprechend viele Einzelschicksale verbergen. Denen wollen alle Beteiligten an der Jugendkonferenz mit dem Arbeitsmarktprogramm 2006 weiterhelfen. Das fußt auf vier Säulen: Aktivierung, Stabilisierung, Weiterbildung und Integration. "Bei den ersten drei Punkten sind wir gut aufgestellt", so die Einschätzung von U25-Bereichsleiter Wolf-Rüdiger Weiß, doch bei der Integration in Ausbildung und Beschäftigung hapere es noch. Bei den sehr konkreten Eingliederungsvereinbarungen habe man eine Quote von über 90% erreicht. "Wer sich entzieht, muss mit Sanktionen rechnen. Der Regelsatz wird gekürzt", unterstreicht Weiß. Das sei momentan bei etwa 80 Betroffenen der Fall.
Kooperationen ausbauen
Neben der Job-Factory sollen als weitere Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit etwa die Firmenkooperationen ausgebaut werden, und es soll einen Pool für Arbeitsgelegenheiten " im Volksmund Ein-Euro-Jobs genannt " geben. Aus dem sollen Arbeitgeber schöpfen können, wenn sie konkreten Bedarf anmelden. Alle Bemühungen fruchten laut Neukirchen-Füsers jedoch nur etwas, "wenn die Wirtschaft mitzieht". - kiwi
Ende Dezember waren in Dortmund 8411 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitssuchend und arbeitslos gemeldet, davon bei der Agentur für Arbeit 2896 (Alg-I-Bezieher mit Ausbildung), bei der ARGE 5515 (Alg II). Von Letzteren haben nur 988 eine abgeschlossene Ausbildung.