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Körner Tafel an Kapazitätsgrenze

Volle Essenskörbe und lange Schlangen - das ist seit drei Jahren das Bild bei der Außenstelle der Dortmunder Tafel in der Libori-Gemeinde. ...

.. Und mit rund 100 Bedürftigen, die sich jeden Montag ihre Lebensmittel abholen, stößt die Körner Tafel-Filiale an ihre Kapazitätsgrenzen. "Hier kommen jedes Mal Leute vorbei, die auch einen Lebensmittel-Pass haben wollen", erzählt Tafel-Mitarbeiter Michael Blumenschein. "Und das tut dann schon weh, diese Leute abzuweisen." Denn genauso wie alle anderen Tafel-Einrichtung herrscht seit vergangener Woche auch in Körne momentan Aufnahmestopp für Neukunden. Dabei "wächst der Bedarf ständig, auch hier in Körne", so Blumenschein.

Diese Entwicklung beobachtet auch Brigitte Schlichting, die von Anfang an als ehrenamtliche Helferin im Libori-Gemeindehaus Brot, Gemüse und andere Lebensmittel verteilt. "Es ist manchmal erschreckend, wie manche Menschen in solch schwierige Situationen geraten", sagt sie und erzählt von einem Ingenieur, der seinen Job verlor und nachher vor ihr stand und seine Lebensmittel abholte.

Doch es sind nicht nur diese negativen Schicksalsgeschichten, die Brigitte Schlichting und die anderen rund 15 Körner Mithelfer der Dortmunder Tafel jeden Montag erleben. "Vor drei Wochen war eine Frau da, die hat sich bei uns persönlich verabschiedet und bedankt", erinnert sich Brigitte Schlichting. "Die hatte eine Festanstellung gefunden und ist nicht mehr auf unsere Hilfe angewiesen - und das freut einen total." Und dennoch: Auch in Körne wird die Tafel dringender denn je gebraucht. "Wir haben hier mit 36 Kunden angefangen", erklärt Liane Hamelmann von der kfd St. Liborius, die die Tafel-Filiale leitet. "Und mittlerweile haben wir schon 121 Ausweise ausgegeben - und es könnten noch viel mehr sein."

Aber der Konjunktiv zählt für die ehrenamtlichen Helfer nicht - sie wollen hier und jetzt helfen. "Wenn die Kinder einen anstrahlen, wenn sie zu Weihnachten einen Schoko-Nikolaus oder Plätzchen in die Hand gedrückt bekommen, dann weiß man, wofür die Arbeit hier gut ist", so Helferin Schlichting. "Und die Eltern freuen sich, weil sie das Geld vielleicht für Kinderkleidung oder die nächste Klassenfahrt sparen können."

 

Bei Kindern fängt' s an: arm und ungesund

Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung überraschen nicht. Was eine Diplomandin aus Bochum herausfand, passt zum Armutsbericht, passt zum Sozialstruk- turatlas der Stadt Dortmund. ...

... Kinder aus armen Verhältnissen und Kinder mit Migrationshintergrund leben ungesünder. Kinder mit diesem Hintergrund gehen meistens nicht so lange in die Kindergärten wie ihre Altersgenossen, die ein deutsches Elternhaus mit höherem Bildungsgrad haben. "Je weniger Kindergartenzeit anfällt, desto weniger gesund sind die Kinder", sagte Dr. Annette Düsterhaus, Leiterin des Gesundheitsamtes, die die Arbeit der Bochumer Forscherin vorstellte. Denn diese Kinder würden weniger geimpft und nähmen an weniger ärztlichen Untersuchungen teil als andere Kinder. Das bedeute, dass somatische Erkrankungen wie Seh- und Hörstörungen sowie Fettleibigkeit in dieser Gruppe häufiger vorkämen.

"Diese Studie gibt Hinweise darauf, um welche Kinder wir uns kümmern müssen. Sie bestärkt uns auch darin, die Betreuung in den Kindergärten zu fördern", sagte die Amtsleiterin. Das scheine der Gesundheit nicht abträglich zu sein.

Warum Armut und Migrationshintergrund zu ungesünderen Kindern führen kann, begründete sie so: "Es gibt viele Menschen, die haben soviel damit zu tun, ihren Alltag zu bewältigen. Sie denken nicht an die Zukunft und an Vorsorgeuntersuchungen."

Quelle: Westfälische Rundschau vom 04.03.08

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