Kumpel geben nicht auf
Bei den Mitarbeitern von Deilmann-Haniel hat sich die Enttäuschung installiert und das Gefühl der Ohnmacht, ja der Wut gewinnt an Terrain. Wie sehr die Nerven mittlerweile blank liegen, das bekamen am Montag vor allem die Gewerkschaftsvertreter zu spüren.
Ihre Durchhalteparolen ließen
weder die Stimmung der Kumpel noch Betriebstemperatur in dem Maße
steigen, wie es sich die Strategen gewünscht hatten. "Mir ist das viel
zu leise hier", verschaffte sich Bergmann Joachim Schlag Gehör. "Wir
haben große Sorgen. Und was tun wir. Wir stehen hier nur rum", forderte
er eine härtere Gangart der Proteste.
Bei dem Bergbauzulieferer
sind allen politischen Beteuerungen und Kohle-Runden zum Trotz wegen
Auftragsmangels rund 1500 Arbeitsplätze in Gefahr. Um auf ihre
Situation aufmerksam zu machen, halten die Bergleute deshalb seit
gestern vor dem Werkstor eine Mahnwache ab - rund um die Uhr, Tag und
Nacht. - ar
Fensterreden
Es war das gängige Schaum-Vokabular
sozialpolitischer Begriffe und Schlagworte. Vorgetragen von den
"üblichen Verdächtigen" - Gewerkschaftsvertretern und SPD-Politikern,
die die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter von Deilmann-Haniel für ihre
eigenen Zwecke auszunutzen versuchten. Dass Sie aber mit ihren
Durchhalteparolen kaum die Existenzsorgen der Bergleute mildern,
geschweige denn über den drohenden Verlust der Arbeitsplätze
hinwegtrösten, das scheint sich bei ihnen noch nicht herumgesprochen zu
haben. Offenbar haben sie die Misere der Kumpel in ihrer ganzen
Tragweite noch nicht begriffen, die endlich Taten sehen wollen. Denn
mit den schrumpfenden Kohle-Subventionen zieht sich für sie die
Schlinge zu.- Achim Roggendorf
Quelle: RN vom 13. März 2006