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Mehr als 70 000 Dortmunder überschuldet

Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch viele Dortmunder Haushalte stecken in der Finanzklemme. „Wir gehen davon aus, dass über 70 000 Dortmunder in 30 000 Haushalten überschuldet sind“, sagt Alwin Buddenkotte vom SKM-Katholischer Verband für soziale Dienste, einer gemeinnützigen Schuldnerberatung.

In Dortmund lebten nach Duisburg und Bremen bundesweit die drittmeisten Schuldner.

Und eine Besserung scheint nicht in Sicht. „Die Tendenz ist steigend“, sagt Uta Petzold von der Verbraucherzentrale. „Die Überschuldung nimmt in Dortmund zu.“ Ein großes Problem sei die ansteigende Arbeitslosigkeit, die auch Menschen, die früher der klassischen Mittelschicht angehörten, schnell zu Schlechtverdienern mache.

„Die Mittelschicht bricht weg, wir spüren es“, sagt Buddenkotte knapp und bestätigt damit die Ergebnisse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das Mitte der Woche einen Bericht über die Einkommensverteilung in Deutschland veröffentlichte. Demnach schrumpfe vor allem die Mittelschicht, während die Niedrigverdiener und die Anzahl der Menschen mit einem hohen Einkommen immer weiter zunähmen.

Keine aktuelle Einkommensstatistik für Dortmund

Aktuelle Zahlen über die Einkommensverteilung in Dortmund liegen den städtischen Statistikern derzeit nicht vor. „Wir bekommen die Daten mit einem Zeitverzug von fünf Jahren“, erklärt der stellvertretende Amtsleiter Berthold Haermeyer. Erst 2012 könne man mit neuen Daten rechnen, die sich dann auf das Jahr 2007 beziehen. Worüber er jedoch Auskunft geben kann, ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die im vergangenen Jahr in Dortmund auf 81 433 anstieg - 2008 waren es noch 78 861. „Das hat sicher mit der Finanzkrise zu tun“, so Haermeyer.

Mehr Arbeitslose und mehr Schuldner: Bereits Anfang des Jahres wies der Schuldneratlas 2009 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform knapp 57 000 Dortmunder als überschuldet aus, die über 18 Jahre alt sind. Vor allem in der Nordstadt türmen sich demnach die meisten privaten Schuldenberge.
Rund 50 Prozent der Schuldner in Beratung aus Mittelschicht

Immer mehr Menschen aus der Mittelschicht müssten sich verschulden, um ihr tägliches Leben zu finanzieren, beobachtet Buddenkotte. Die Belastungen würden für diese Einkommensklasse steigen. Rund 50 Prozent der Schuldner, die in die offene Sprechstunde der Schuldnerberatung beim SKM kommen, seien heute bereits dieser Schicht zuzuordnen. Axel Rolfmeier vom Diakonischen Werk beobachtet eine zunehmende Angst der Mittelschicht, nicht mehr Mittelschicht zu sein. „Wer einen Arbeitsplatz hat, ist drin, wer ihn nicht mehr hat, rutscht ganz schnell in den Arbeitslosengeld-II-Bereich rein und ist dann arm.“

Quelle: Der Westen vom 18.06.2010

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