Update: Mit der „Unterbeschäftigung“ ist man wesentlich näher dran
Die BA weist seit einigen Monaten neben den offiziellen Arbeitslosenzahlen auch Daten zur sog. Unterbeschäftigung auf Kreisebene aus. Diese enthalten zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die „Personen, die nicht als arbeitslos im Sinne des SGB gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsförderung oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind.“ Dadurch wird ein wesentlich realistischeres Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung gezeichnet, die sog. Stille Reserve allerdings ausgenommen (vgl. unten).
In der „Unterbeschäftigung“ (ohne Kurzarbeit) enthalten sind
- die registrierte Arbeitslosenzahl plus
- TeilnehmerInnen an entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, früher 2. Arbeitsmarkt genannt (Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, berufl. Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten, u.ä.) plus
- Menschen über 58 J., die auf Grundlage von §53a SGB II nicht mehr als Arbeitslose zählen
- ältere Arbeitslose, die unter die vorruhestandsähnliche Regelung nach § 428 SGB III fallen
- Arbeitssuchende, die vorübergehend arbeitsunfähig sind
- und Menschen, die zwar fern vom Arbeitslosenstatus sind, ohne bestimmte arbeitsmarktpolitische Maßnahmen aber arbeitslos wären (geförderte Selbständigkeit, Altersteilzeit nach ATG).
- ggfs. zusätzlich: Kurzarbeit (in Vollzeitäquivalent)
Mehr dazu unter:
http://statistik.arbeitsagentur.de/cae/servlet/contentblob/4384/publicationFile/4024/Methodenbericht-Arbeitslosigkeit-Unterbeschaeftigung.pdf
Für Dortmund hat sich die Unterbeschäftigung (o.Kurzarbeit) seit Herbst 2008 wie folgt entwickelt:
Aug 2008 |
45.592 |
Sept 2008 |
44.985 |
Okt 2008 |
44.552 |
Nov 2008 |
43.820 |
Dez 2008 |
43.859 |
Jan 2009 |
45.263 |
Feb 2009 |
46.108 |
März 2009 |
46.543 |
April 2009 |
47.014 |
... |
... |
Aug 2009 |
48.283 |
Sept 2009 |
47.831 |
Okt 2009 |
47.235 |
Nov 2009 |
47.275 |
Dez 2009 |
47.133 |
Jan 2010 |
48.703 |
Feb. 2010 |
49.209 |
März 2010 |
49.255 |
April 2010 |
49.189 |
Mai 2010 (vorl.) |
47.998 |
Juni 2010 (vorl.) |
48.038 |
Juli 2010 (vorl.) |
48.102 |
Man findet diese Zahlen unter http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/q.html, dort in den „Aktuellen Report für Kreise und kreisfreie Städte“, muss sie sich aber noch mühsam per Hand zusammensuchen, da es offensichtlich noch keine offizielle Zeitreihen zur Unterbeschäftigung auf Kreisebene gibt. Auch die Monatsberichte der örtlichen Agentur weisen sie nicht aus. Die Daten der letzten 3 Monate sind mit Rücksicht auf den langsamen Datenfluss im SGB II-Bereich immer erst vorläufig.
Unter der gleichen Adresse lassen sich auch die Daten der um die Kurzarbeiter ergänzten Unterbeschäftigung finden. Was in diesen Zahlen nicht enthalten ist, ist natürlich die sog. stille Reserve. Diese besteht aus Leuten, die sich aufgrund der allgemeinen Arbeitsmarktsituation oder weil sie nix mit Hartz IV zu tun haben wollten, sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Und eigentlich gehören auch all die Leute dazu, die im eigentlichen Sinne des Wortes „unterbeschäftigt“ sind, weil sie unfreiwillig nur in Teilzeit oder auf Basis eines Minijobs arbeiten. Oder deren Verdienst trotz Vollzeitarbeit so niedrig ist, dass sie noch auf unterstützende Sozialleistungen angewiesen sind.
Der Anteil der unfreiwilligen Teilzeitarbeit ist nach einer DGB-Mitteilung mittlerweile riesengroß (vgl. http://www.sozialticker.com/unfreiwillige-teilzeitarbeit-betrifft-besonders-frauen-im-osten_20090528.html).
Beispielsweise werden ALG II-Empfänger, die mehr als 400 € aus Erwerbsarbeit verdienen (Aufstocker), offiziell weder als Arbeitslose noch als Unterbeschäftigte gezählt. Im März 2010 waren das bundesweit immerhin 10 % aller Alg II-Bezieher, auf Dortmund runtergerechnet (genaue Zahlen liegen nicht vor) rund 6.000 Personen. Diese müssten den oben dokumentierten Zahlen also noch hinzugerechnet werden.
Quelle: Heiko Holtgrave, Akoplan, 26.8.2010