Nazi-Angriff auf alternative Kneipe
Dortmund, 28.04.06: Am heutigen Abend kam es gegen 23 Uhr zu einem Angriff von ca. 20 vermummten und teilweise bewaffneten Neonazis gegen die alternative Kneipe "Hirsch Q" auf der Brückstrasse.
Am heutigen Abend (28.4.06) fand in der Hirsch Q ein Konzert mit insgesamt 3 Bands darunter die Dortmunder Band "Kickstern" statt. Der Laden war sehr gut besucht und die Stimmung war ausgelassen. Gegen 23 Uhr kam eine Gruppe von ca. 20 teilweise vermummten Personen aus Richtung der Disco "Spirit" (!nicht aus dem Spirit!) auf die Hirsch Q zu. Sie bewarfen die große Fensterfläche der Kneipe mit großen Pflastersteinen und schlugen bzw. traten andere Scheiben ein. Darüber hinaus attakierten sie mehrere Personen, die sich im Eingangsbereich der Kneipe aufhielten massiv. Nachdem sie die Scheiben der Kneipe eingeschlagen/-geworfen hatten sprühten sie einen Reizstoff, vermutlich CS-Gas, in größeren Mengen in die Kneipe. Danach teilte sich die große Gruppe in mehrere Kleingruppen, welche in verschiedene Richtungen flüchteten.
Bei den Tätern handelte es sich tlw. um "Nationale Nationalisten" bzw. "Anti-Antifa"-Aktivisten und tlw. um rechte Skinheads. Sie fielen durch ihr enormes Gewaltpotential, durch ihre Entschlossenheit, sowie dadurch dass sie tlw. mit Knüppeln u.ä. bewaffnet waren, auf.
Mehrere KneipenbesucherInnen verständigten die Polizei, welche mit 8 Streifenwagen auftauchte und damit begann von allen Kneipenbesuchern die Personalien festzustellen und zu überprüfen. Darüber hinaus wurde anscheinend eine Fahndung nach den Tätern eingeleitet. Die Bullen waren recht aggressiv und bildeten einen Kessel um den Eingang der Hirsch Q, um Konsequent alle Personalien aufnehmen zu können. Es herschte ein rüder Umgangston und wer den Beamten nicht auf Anhieb folgte wurde durch ziehen und schieben zum gehen "animiert".
Auch die Presse ließ nicht lange auf sich warten und erschien mit 2 Kameramännern und einem Jounarlistenteam.
Das Ergebnis des Naziüberfalls:
Mehrere durch CS-Gas leicht verletzte KneipenbesucherInnen.
Mehrere durch Schläge und Tritte leicht verletzte BesucherInnen.
Mindestens ein schwer verletzter Besucher, der mit massiven Verletzungen im Gesicht (vermutlich Nasen- + Kieferfraktur) ins Krankenhaus musste.
Vier zerstörte Scheiben und massig Scherben vor und in der Q.
Den Abend ließen sich die Leutz aber nicht durch diesen feigen und hinterhältigen Angriff versauen.
Das Konzert ging nachdem die Polizei ihre Kontrolle beendet hatte weiter. Die Presse (genauer: der WDR) filmte die Szenerie und interviewte einige Kneipenbesucher über den Tathergang und die Hintergründe. Dabei war interessant, dass ein Zeuge wenige Stunden zuvor beobachtet hatte, wie sich mehrere Neonazis vor dem Laden "Donnerschlag" sammelten, was dazu passt, dass mehrere Zeugen betonten mehrere Personen aus dem Donnerschlag-Umfeld erkannt zu haben. Die klaffenden Löcher in der Scheibenfront blieben nicht lang bestehen, sie wurden durch einen Glaser provisorisch geschlossen. Der Polizei gelang es 15 tatverdächtige Personen in Gewahrsam zu nehmen. Zeugen beobachteten, wie sie am Polizeipräsidium ins GeSa-Gebäude ("Gefangenensammelstelle") gebracht wurden.
Die Täter die nicht vermummt waren konnten von mehreren Zeugen unabhängig voneinander dem Umfeld des rechten Szeneladens "Donnerschlag" zugeordnet werden. Darüber hinaus legt die Tatsache, dass "autonome Nationalisten" beteiligt waren den Verdacht nahe, dass auch Dennis Giemsch und Diddi Surmann ihre Finger im Spiel hatten oder gar direkt involviert waren.
Dies ist nicht der erste Angriff der Dortmunder Neonazis auf die Kneipe Hirsch Q. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Angriffe oder Angriffsversuche. Mal sammelten sich mehrere Nazis vor der Q, verschwanden dann als sie entdeckt wurden aber wieder. Mal kamen ca. 15 Nazis in die Q um diese nach einem Handgemenge zwischen ihnen und einigen Besuchern wieder zu verlassen. Und mal griffen sie alternativ ausehende Jugendliche auf der Brückstr. an. Die Dortmunder Neonazis scheinen sich auf die Hirsch Q regelrecht "eingeschossen" zu haben, da sie für sie anscheinend der eizige greifbare "Knotenpunkt" der Linken in Dortmund ist. Das sie in Wirklichkeit gar keine "linke Szene-" oder gar "Antifa-Kneipe", sondern eine Kneipe mit einem sehr facettenreichen und hetrogenen Publikum ist, scheint ihnen entgangen zu sein. Das ändert an den Angriffen natürlich herzlich wenig! Es verdeutlicht nur erneut die Engstirnigkeit dieser Brut... Es ist eindeutig zu beobachten, dass die Dortmunder Neonazis dabei sind immer miltanter zu werden. Immer häufiger kommt es zu Übergriffen auf alternativ und links aussehende Menschen und auf Migranten. Darüber hinaus sprechen gezielte Angriffe auf abreisende AntifaschistInnen nach den letzten Naziaufmärschen, die gewalttätige "Spontandemonstration" der Nazis nach ihrem gescheiterten Aufmarsch am 28.1.06, der Angriffsversuch auf eine Antifagedenkdemo am 1.4.06 und der Mord am Punk Thomas "Schmuddel" Schulz eine eindeutige Sprache. Dass sie gerade jetzt einen solchen Angriff starten und auch Aktivisten aus dem Donnerschlag-Umfeld beteiligt sind, mag darin begründet sein, dass momentan eine antifaschistische Kampagne gegen eben diesen Naziladen "Donnerschlag" läuft. Die Dortmunder Neonaziszene stellt eine erhebliche Bedrohung für alle weltoffenden Einwohner Dortmunds da und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Vielleicht begreift ja auch nun endlich der Dortmunder Staatsschutz, dass seine Verharmlosungs- und Verschweigungstaktik nicht gefruchtet hat sondern das Problem eher verschlimmert hat.Verlassen wir uns aber nicht darauf!
ORGANISIERT DIE ANTIFASCHISTISCHE SELBSTHILFE!
Kommt am 20.5.06 zur antifaschistischen Demonstration gegen den Naziszeneladen Donnerschlag (Rheinische Str. 139) - Nähere Infos dazu folgen!
KEIN VERGEBEN - KEIN VERGESSEN
FASCHISTEN BEKÄMPFEN!
Quelle: indymedia
Rechtes Rollkommando in Dortmund
Überfall auf linke Szenekneipe. Gewaltbereitschaft lokaler Neonazis steigt stetig
Zum wiederholten Mal ist es in der Ruhrgebietsmetropole Dortmund zu einer gewalttätigen Aktion von Neonazis gekommen. Zwischen 20 und 30 zum Teil vermummte Neofaschisten griffen am Freitag abend die alternative Szenekneipe »Hirsch Q« in der Dortmunder Innenstadt an. Während in dem Lokal ein Konzert verschiedener Punkbands stattfand, warfen die Neonazis die Frontscheiben des mit rund 100 Besuchern gefüllten Lokals mit Pflastersteinen ein und versprühten größere Mengen Reizgas. Einige Gäste, die sich im Eingangsbereich des Lokals aufhielten, wurden von den Neonazis angegriffen und zusammengeschlagen. Rund ein Dutzend Besucher wurden verletzt. Eine Person wurde von einem Stein im Gesicht getroffen und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die zu Hilfe gerufene Polizei, die mit mehreren Einsatzwagen am Tatort erschien, leitete umgehend eine Fahndung nach den Tätern ein, sperrte jedoch das komplette Gebiet um die »Hirsch Q« ab, um die Personalien der Opfer des neofaschistischen Anschlags festzustellen. »Mit diesem Vorgehen haben die Beamten die Opfer dieser Attacke zu vermeintlichen Tätern umgedeutet«, so eine Besucherin des Lokals gegenüber junge Welt. Auch im Internet finden sich mittlerweile Stellungnahmen von weiteren Betroffenen, die den rüden Umgangston der Beamten kritisieren und von Handgreiflichkeiten der Beamten berichten. Augenzeugenberichten zufolge begründete die Polizei ihr umstrittenes Vorgehen mit angeblich zu befürchtenden Vergeltungsmaßnahmen, denen man durch die Feststellung aller Personalien vorbeugen wolle. In den späten Abendstunden gelang es den Beamten, insgesamt 18 Neonazis vorübergehend festzunehmen.
Antifaschisten machen unterdessen das Umfeld des neofaschistischen Dortmunder Devotionaliengeschäftes »Donnerschlag« für den Anschlag verantwortlich. Auch mehrere Opfer des Angriffs berichteten, einschlägig bekannte Dortmunder Neonazis aus dem »Donnerschlag«-Umfeld identifiziert zu haben.
Schon in der Vergangenheit war die »Hirsch Q« mehrfach ins Visier der extremen Rechten geraten. Es gab verschiedene gewalttätige Provokationen der Neonazis. Außerdem war der Dortmunder Rechtsradikale Dietrich Surmann bereits vor einigen Monaten des Szenetreffs verwiesen worden, als er versuchte, das Lokal auszukundschaften.
Wolfgang Richter, Mitglied des Dortmunder Stadtrates für das Linke Bündnis, übte unterdessen harsche Kritik an den politisch Verantwortlichen der Stadt. »Wie sollte so ein "Zwischenfall", wie es womöglich bald beschwichtigend heißen wird, in einer Stadt überraschen, die so sanft mit "ihren" Neonazis umgeht, wie es Dortmund tut?« fragte er. Weiter forderte der Abgeordnete, die Umtriebe der Neonazis »in jeder Form ernst zu nehmen und sie politisch und juristisch kompromißlos zu bekämpfen«. Schließlich äußere sich Faschismus »so verbrecherisch, wie es ihm möglich gemacht« werde, so Richter weiter.
Quelle: Junge Welt vom 02.05.2006 - Von Markus Bernhardt
Rechter Schlägertrupp überfiel Kneipe
Der brutale Angriff dauerte nur wenige Minuten: Am Freitagabend stürmte eine Gruppe von 20 bis 30 vermummten Neonazis auf die Musikkneipe "Hirsch-Q" zu, warf die Scheiben ein, prügelte mit Schlagstöcken auf die Gäste, versprühte Tränengas im Innenraum. Als die Polizei mit mehreren Streifenwagen vor der Gaststätte in der Brückstraße (City) bremste, hatten sich die Angreifer schon aus dem Staub gemacht.
In der Nähe des Tatorts nahmen die Einsatzkräfte 18 augenscheinlich rechtsradikale Verdächtige fest. "Sie sind einschlägig bekannt", erklärt Dr. Ina Holznagel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Bei ihnen fand die Polizei einen Schlagstock und Sturmhauben. Inzwischen sind die mutmaßlichen Täter wieder auf freiem Fuß, der Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen Landfriedensbruch aufgenommen.
Rund zehn Gäste eines Punkkonzerts hatten sich zum Zeitpunkt des Überfalls vor der "Hirsch-Q" aufgehalten, nach Polizeiangaben erlitten drei von ihnen leichte Verletzungen.
"Der Überfall reiht sich ein in eine Serie neonazistischer Angriffe in Dortmund", sagt Michael Laskowiak, Pressesprecher des "Antifaschistischen Bündnis 20. 03.". Weitere Überfälle habe es zuletzt bei der Gedenkdemonstration für den getöteten Punker "Schmuddel" am 1. April und am Rande eines Aufmarsches am 28. Januar gegeben. "Dass mit der 'Hirsch-Q' nun bereits eine Kneipe mit alternativem Publikum zum Ziel neonazistischer Gewalt wird, verdeutlicht das Ausmaß des Neonazi-Problems in dieser Stadt." Kritik äußert Laskowiak am Polizeieinsatz: Konzertbesucher seien festgehalten worden, um eine "schikanierende Personalienfeststellung" durchzuführen. "Routine", hält Dr. Holznagel dagegen, "wir brauchen die Personalien der Zeugen".
Der Überfall der rechten Schlägertruppe überrascht Ratsmitglied Prof. Wolfgang Richter vom Linken Bündnis nicht: "Anlass und Ort ihrer brutalen Aktionen gegen 'andere' sind den Neonazis gleichgültig." Ihnen komme es auf Provokation, Einschüchtern und Verbreiten von Angst an. Ihre Umtriebe müssten "politisch und juristisch kompromisslos" bekämpft werden. - weg