Nazis überfallen Jugendliche
Am gestrigen Abend (Do.17.04.2007) überfielen mehrere Neonazis 3 alternative Jugendliche auf der Brückstr. in der Dortmunder Innenstadt. 2 der Jugendlichen wurden durch Tritte und Schläge verletzt. Die Polizei konnte im Verlauf ihrer Fahndung 4 Tatverdächtige ("die der rechten Szene zuzuordnen sind") festnehmen...
Es war eigentlich ein ruhiger Abend auf der Brückstr.. Gegen 23:00 Uhr
waren zunächst laute "Hilfe"-Schreie zu hören. Kurz darauf stürzten 3
Jugendliche panisch in die Kneipe "Hirsch-Q" und riefen, dass sie von
Nazis angegriffen würden. Daraufhin liefen einige Gäste der "Hirsch-Q"
nach draußen, um zu helfen und die Täter ggf. zu stellen. Auch das
Personal der benachbarten Kneipe "Jiggers" kam aus dem Lokal, um Hilfe
zu leisten.
Die Täter waren allerdings schon geflohen und auch im näheren Umfeld der Brückstr. waren sie nicht mehr aufzufinden.
Die
herbei gerufene Polizei war binnen 2 Minuten mit zunächst 2 Wagen vor
Ort und nahm die Täterbeschreibungen auf, um eine Fahndung einzuleiten. Die Situation stellte sich laut Schilderung der Betroffenen wie folgt dar:
Die
3 Jugendlichen (2 Jungen und 1 Mädchen) saßen zunächst vor dem Geschäft
"Halloween-Store" und unterhielten sich, als mehrere Männer (die Zahlen
schwanken zw. 3-5) im Alter von 20-30 an ihnen vorbei gingen, ihnen den
Mittelfinger zeigten und "Oi!" riefen. Die Jugendlichen gaben dem aber
zunächst keine besondere Beachtung und realisierten auch nicht sofort,
dass es sich bei den Männern um Neonazis handelte. Denn diese waren
alle samt im Dress der "autonomen Nationalisten" gekleidet und somit
nicht unbedingt auf Anhieb vom normalen "Brückstr.-Publikum" zu
unterscheiden.
Die Nazis stellten sich dann ca. 30 m entfernt an
eine Uhr (Ecke Brückstr./Wall)und begannen Bier zu trinken. Bald darauf
wollten die Jugendlichen in die Kneipe "Tarantula Cult Club" gehen,
welche sich direkt am Wall befindet. Somit mussten sie an den Nazis
vorbei gehen, welche zunächst auch keinerlei Anstalten machten. Erst
als die Jugendlichen an ihnen vorbei gegangen waren und ihnen somit den
Rücken zugedreht hatten, liefen sie ihnen hinterher und attakierten sie
massiv mit Schlägen und Tritten. Einer der Jugendlichen ging draufhin
mitten auf dem Wall (!Hauptverkehrsstr. in der Innenstadt!) zu Boden
und wurde von den Nazis, obwohl er wehrlos am Boden lag, massiv vor den
Kopf getreten. Das Mädchen wurde durch Schläge im Gesicht (rechtes
Jochbein) und tritte gegen die Hüfte bzw. das Becken ebenfalls
verletzt. Die Jugendlichen konnten schließlich in die Brückstr.
fliehen, woraufhin die Nazis ihnen noch Sprüche wie: "Ihr wisst das
Dortmund unsere Stadt ist, warum lungert ihr dann hier rum?!" hinterher
riefen.
Das Mädchen hatte starke Hämathome im Gesicht und im
Hüft-/Beckenbereich und der Junge mehrere Beulen am Kopf und Prellungen
an den Armen, da es ihm gelungen war sein Gesicht mit seinen Armen vor
den Tritten zu schützen. Beide Verletzten mussten zur ambulanten
Behandlung in Krankenhaus.
Die Polizei nahm im Verlauf ihrer Fahndung 4 Tatverdächtige am HBF fest.
Folgendes ist anzumerken:
Die
rechte Gewalt in Dortmund lässt in keiner Weise nach, sondern eskaliert
immer weiter. Es ist zu beobachten, dass sich die Nazis gerade in
letzter Zeit gehäuft auf der Brückstr aufhalten und dort ihr Unwesen
treiben.
- Erst vor 2 Wochen bedrohte der selbsternannte
Führer der "autonomen Nationalisten östliches Ruhrgebiet" Dennis
Giemsch mit mehreren "Kammeraden" einen linken Jugendlichen und seine
Freunde, da dieser in einem Prozess gegen Giemsch wahrheitsgemäß und
somit belastend für Giemsch ausgesagt hatte. Sie drängten den
Jugendlichen und seine Freunde in eine Ecke und schüchterten sie durch
Zeigen von einem Schlagring und der Drohung diesen jetzt an ihnen
auszuprobieren ein. Nur der starke Publikumsverkehr und die Tatsache,
dass Zeugen via Handy die Polizei verständigten, verhinderte an diesem
Abend schlimmeres, da sich Giemsch und seine Schergen daraufhin
zurückzogen.
- In der Woche vom 21.4.-28.4.07 wurde die
komplette Fensterfront der Kneipe "Hirsch-Q" von Unbekannten mit
Harkenkreuzen beschmiert.
- In der Nacht vom 30.4.07-01.05.2007 (fast genau ein Jahr nach dem Überfall ( http://de.indymedia.org/2006/04/145072.shtml))
versuchten 2 Neonazis erneut die Scheiben der Keipe "Hirsch-Q" mit
schweren Pflastersteinen einzuwerfen. Als der Wirt daraufhin die
Fenster öffnete, zeigten beide den Hitlergruß und schrien "Sieg Heil!",
bevor sie die Flucht ergriffen. Lediglich die Tatsache, dass nach dem
Anschlag im April 2006 Sicherheitsglas in der Fensterfront verbaut
wurde, verhinderte ein Durchschlagen der Steine in den Innenraum des
Lokals. 2 Scheiben sind durch Macken und Kratzer beschädigt. Die
Polizei konnte/wollte trotz des Hitlergrußes (Verstoß gg. § 86/86a
StGb) keinen politischen Hintergrund erkennen und nahm lediglich eine
Strafanzeige wg. Sachbeschädigung auf. Die Fahnung, die erst nachdem
die Personalien der Zeugen aufgenommen waren eingeleitet wurde, verlief
erfolglos.
(Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit! Sie berücksichtigt insb. nicht die Vorfälle am 01.05.2007, als die Nazis Polizeisperren durchbrachen und trotzdem zu ihrer Demo chauffiert wurden...)
Es kann alson in keinster
Weise die Rede davon sein, dass das Naziproblem Dortmunds in irgend
einer Weise eingedämmt wurde. Der Naziszeneladen Donnerschlag, mit
dessen vermeintlicher Schließung sich die Vertreter der Stadt rühmten
ist einfach 2 Häuser weiter gezogen und direkt daneben eröffnet in
absehbarer Zeit ein "nationales Piercingstudio". Die Dortmunder Nazis
sind dabei einen "nationalen Onlineshop" aufzubauen und veröffentlichen
auf ihren Seiten Steckbriefe von Antifaschisten, womit sie indirekt zur
Gewalt gegen diese aufrufen.
Ihre allgemeine Vorgehensweise
verdeutlicht darüber hinaus, dass sie durchaus mutiger und
selbstbewusster geworden sind (3-5 Nazis überfallen 3 Jugendliche, 2
Nazis greifen die "Hirsch-Q" an etc.), was letztlich wohl auch daran
liegt, dass die Strafverfolgung der Dortmunder Polizei und der
Staatswanwaltschaft mehr als mangelhaft ist! So stellte die Dortmunder
Staatsanwaltschaft bspw. die Verfahren gegen 17 dringend Tatverdächtige
des Anschlages vom 28.4.2006 ( http://de.indymedia.org/2006/04/145072.shtml)
"magels Beweisen" ein, und lediglich ein Täter wurde zu 100
Sozialstunden und 1 Woche Dauerarrest Jugendstrafe veurteilt. Der
Angeklagte konnte der Staatswanwaltschaft vor Gericht sogar vorgauckeln
er habe sich von der rechten Szene gelöst, und dass obwohl er in der
berüchtigten "Wittener Str. 44" gemeldet ist, in der auch Dennis
Giemsch und Diddi Surmann gemeldet sind. Dass dieser offensichtliche
Widerspruch der Staatsanwaltschaft (vertreten durch Frau Dr. Ina
Holznagel) nicht auffiel ist unserer Meinung nach nur auf mangelndes
Interresse oder absolute Inkompetenz zurück zu führen.
Somit
müssen letztlich all diejenigen für das Versagen und das unadäquate
Vorgehen der Justiz im wahrsten Sinne des Wortes bluten und den
Dortmunder Nazis fällt es immer leichter zu expandieren und immer
aggressiver zu agieren.
Es ist längst an der Zeit, dass die staatlichen Stellen die Bedrohung von rechts begreifen und dementsprechend agieren. Die "autonomen Nationalisten" sind als "kriminelle" bzw. "terroristische Organisation" (laut StGb) zu werten und ermöglichen dem Staatsapparat somit eine Vielzahl von Möglichkeiten gegen sie vorzugehen. Wenn dies nicht geschieht wird es, traurigerweise, wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis das nächste Mordopfer zu beklagen ist! Faschismus und (Massen)mord gehen Hand in Hand und sind nicht voneinander zu trennen!
Quelle: indymedia vom 19.05.07