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Nordstadt: jeder Vierte in der Schuldenfalle

Die Entwicklung ist leicht positiv. Ob sie nur eine erfreuliche „Episode” beim Anstieg der Zahl der überschuldeten Privatpersonen in Dortmund ist, wagt noch niemand zu prognostizieren. Erstmals seit 2004 ging 2008 die Zahl der Schuldner in Dortmund zurück.

2008 waren in Dortmund von 100 Personen im Alter ab 18 Jahren 13,67 verschuldet (2007 waren es noch 14,39). Als verschuldet wurden alle gewertet, deren monatlichen Ausgaben und Belastungenh höher waren als die Summe ihrer Einkünfte. Die Zahl für 2008 bedeutet, dass etwa jeder siebte Privatmann aktuell in den roten Zahlen steckt.

Die Zahlen legte der Verein Creditreform in seinem gestern vorgestellten Schuldneratlas Ruhrgebiet" vor. Als wesentlichen Grund für die postitive Entwicklung, die auch NRW- und bundesweit zu beobachten ist, wird der Rückgang der Arbeitslosigkeit bis weit ins Jahr 2008 hinein genannt.

Innerstädtisch existieren riesige Unterschiede: Während in Bereichen des Dortmunder Nordens jede vierte Privatperson im Erwachsenenalter (Kennzahl: 27,89) überschuldet ist, ist es auf dem Höchsten und Kirchhörde/Lücklemberg nur jede fünfzehnte Privatperson.

Der Stadtbezirk mit der höchsten Zahl verschuldeter Haushalte im Ruhrgebiet liegt übrigens in der Essener Innenstadt. Gleichzeitig weist Essen die meisten Postleitzahlbezirk mit den wenigsten Schuldnern aus.

Quelle: WAZ vom 12.02.2009

Jeder Vierte überschuldet

Die Kluft zwischen arm und reich klafft in Dortmund weit auseinander. Während im Süden lediglich jeder 15. Haushalt als überschuldet gilt, kann in der Nordstadt bereits mehr als jeder Vierte seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. 

Das geht aus dem aktuellen Schuldneratlas der Creditreform hervor. Bundesweit hat sich die Schuldenquote bei gut zehn Prozent eingependelt. Das heißt: Jeder zehnte Einwohner kann auch in absehbarer Zeit nicht genügend Geld aufbringen, während die Kosten für Kredite, Mieten und andere laufende Kosten davongaloppieren.

Im Ruhrgebiet sieht die Lage noch dramatischer aus. Besonders in Dortmund macht die Creditreform eine sehr große "Spreizung" - je nach Wohnlage - aus. Über 20 Prozentpunkte liegen zwischen dem wohlhabenden Dortmunder Süden und dem bitterarmen Norden.

Die meisten "Verlierer" in Dortmund leben in den Postleitzahl-Bezirken 44145 (nördliche Innenstadt), wo knapp 28 Prozent der Bewohner als überschuldet gelten. Dicht gefolgt vom Postleitzahl-Bezirk 44147 (Nordstadt), wo bei 26 Prozent der Bewohner der Pleitegeier hängt. Zum Vergleich: In Kirchhörde sind gerade mal 7,5 Prozent der Haushalte nicht zahlungsfähig.

Arbeitslosigkeit steht mit Abstand an erster Stelle, was die Ursachen für Überschuldung anbelangt. Der Schuldneratlas sieht Trennung/Scheidung sowie das Konsumverhalten der Betroffenen als weitere Gründe, warum die zu leistenden Ausgaben nicht mehr durch die Einnahmen gedeckt werden können. Aber auch Krankheit und Unfälle können in unverschuldete Überschuldung führen.

Dass im letzten Jahr ein leichter Rückgang bei der Zahl der Schulden-Haushalte zu verzeichnen war, führt der Schuldner-Atlas auf die gute Konjunktur zurück. Dass zum Jahresende die Flaute deutlich einsetzte, lässt für dieses Jahr nichts Gutes erwarten.

Am meisten droht die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen in die Schuldenfalle zu tappen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe beträgt das 1,6-Fache eines Jahresnettoeinkommens. Über die Hälfte der nicht bezahlten Forderungen betreffen Bankkredite.

Elektronik, Autos, Urlaube - zu viel für kleine Lohntüte

Das verwundert nicht: Überschuldete nehmen überdurchschnittlich viele Bankkredite auf, im verzweifelten Versuch, die auflaufenden Forderungen und Rechnungen auszugleichen.

Besonders gefährdet, so die Untersuchung, ist die "spaßorientierte moderne Unterschicht. Ebenfalls aus der Unterschicht stammen auch die "Konsum-Materialisten", die sich trotz geringen Einkommens moderne Unterhaltungselektronik, "vorzeigbare" Autos und teure Urlaube leisten möchten. Doch plötzlich können die ganzen Kredite nicht mehr bedient werden. Und die Schuldenfalle hat ein weiteres Mal zugeschnappt.

Quelle: WR vom 13.02.2009

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