Rechte Rattenfänger ohne Erfolg
Dorstfeld/Hombruch. Über das Internet versuchen Nazis vermehrt Jugendliche anzusprechen. In Dorstfeld und Hombruch fanden die Hausmeister vergangene Woche tausende Papierschnipsel mit aufgedruckter Webadresse vor, die auf eine Seite der Szene führte.
Von Jens Ostrowski Über Nacht hatten Neonazis die Schnipsel säckeweise auf den Höfen von Wilhelm Busch-Realschule, Reinoldus und Schiller-Gymnasium in Dorstfeld sowie Helene Lange-Gymnasium in Hombruch verteilt. "Die meisten Papierstreifen waren überhaupt nicht mehr zu lesen. Der Regen hat sie aufgeweicht und verwischt", atmete Direktor Carl Kuhmann erleichtert auf. Zum zweiten Mal schon wurde seine Realschule von der rechten Szene heimgesucht. In Schülerhände jedoch fielen die wenigsten Zettel. Was der Regen nicht vernichtete, kehrten die Hausmeister bereits frühmorgens vor Unterrichtsbeginn zusammen. Gleiches Bild auf den Höfen der Gymnasien.
Sabine Neuser, Leiterin des Schiller-Gymnasiums, glaubt, die Verteilaktion sei als Retourkutsche für den Aktionstag gegen Rechts am 12. September (siehe Box) gedacht.
Uwe Büscher von der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sieht das anders: "Das sind Vorbereitungsarbeiten für die Demonstration." Die Rechten wollen am 6. September in Dortmund auf die Straße gehen.
Büscher verurteilte die jüngsten Aktionen auf Schärfste, erklärte aber auch, es gebe keine Möglichkeiten, diese zu verhindern. "Wichtig ist, dass wir unsere Jugendlichen weiter aufklären und ihnen aufzeigen, mit welchen Lügenmärchen die Rechten versuchen, Stimmung zu machen." Daher begrüße er ganz besonders das Engagement vieler Dortmunder Schulen, die Arbeitsgruppen und Aktionstage gegen rechte Gewalt organisiert hätten.
Während sich die rechte Szene früher vor allem auf Haupt- und Gesamtschulen konzentrierten, geraten jetzt auch vermehrt Realschulen und Gymnasien in ihren Fokus. "Die Szene verändert sich. Sie versucht das Image der netten Jungs von nebenan anzunehmen", weiß Uwe Büscher.
Quelle: WR vom 26.08.08