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Sattwerden ist eine Frage des Geldes

Im Jahre 1991, als die Kana-Suppenküche eröffnete, entbrannte ein Sturm der Entrüstung: Das Angebot eines kostenlosen Mittagessens verleite Menschen zur Untätigkeit und unterwandere das Sozialsystem.

Während es damals gerade mal 50 Menschen waren, die einmal in der Woche satt werden wollten, sind es heute 300 pro Tag. Viermal in der Woche. Damals, so Suppenküchen-Mitbegründer Bernd Büscher, "damals gab es auch keine Tafel oder das Gasthaus für Obdachlose". Will heißen: "Die Gesellschaft ist im Laufe der Jahre deutlich ärmer geworden. Dieser Trend ist noch lange nicht gestoppt."

Darauf wies die Kana-Suppenküche gestern am UNO-Welttag der Bekämpfung der Armut hin. Auf ihrem Kreuzweg durch Dortmund verlasen Kana-Mitarbeiter und weitere Teilnehmer an vier Station Texte zu einzelnen Aspekten rund um das Thema Armut. Vor der Commerzbank ging's um Wirtschaftspolitik und die Folgen des ungezügelten Kapitalismus. Am Rathaus stand die politische Verantwortung für Arme im Mittelpunkt der Gedanken. An der Steinwache standen jene verarmte Bürger im Fokus, die anfällig sind für einfache Lösungen und rechte Pa-rolen, und vor dem Haus des Kinderschutzbundes stand die immer größer werdende Kinderarmut am Pranger.

Arm sind heute schlecht bezahlte Arbeitnehmer, Langzeitarbeitslose und zunehmend eben auch Kinder. "Seit Hartz-IV ist das so", berichtet Bernd Büscher. Bei der Kana-Suppenküche könne man gut beobachten, wann denn die 347 Euro-Hartz-IV ausgegeben seien. "Meistens Mitte des Monats, dann wird es bei uns rappelvoll", sagt er. Dann kommen die Mittellosen, darunter auch Drogenabhängige und Wohnungslose, um sich die Mägen zu füllen: "Wir stellen nicht nur eine Mahlzeit pro Person bereit."

Mitte des Monats immer rappelvoll

"Jeder kann soviel essen, wie er mag. Bis er eben satt ist." Auch bei der dritten Kelle Eintopf sagt in der Suppenküche an der Mallinckrodtstraße 114 niemand: "Das geht nicht."

Bernd Büscher und seine Mitstreiter von der Suppenküche wissen, dass sich die Gesellschaft in Arm und Reich dividiert und stellen fest, "dass es so nicht weitergehen kann".

Der Kreuzweg, zu dem niemand explizit eingeladen wurde, endete gestern in der Kana-Suppenküche mit einer gemeinsamen Mahlzeit aller Beteiligten.

Quelle: WR vom 17.10.08

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