Schüler fotografieren für den "Gammelpreis"

Das Konzept geht auf: Über 30 Bilder sind schon da. "Es ist eine völlige Katastrophe", sagt eine Lehrerin der Gesamtschule Gartenstadt, die lieber nicht namentlich genannt werden möchte. Die Toiletten auf dem Pausenhof seien eine Zumutung. Dass Efeu in der Turnhalle wachse, sei noch eher lustig, doch beim Urin-Gestank in den Umkleidekabinen sei der Spaß vorbei, so die Lehrerin, die auch weiß, dass dem Schulhausmeister unlängst die abgehängte Decke einer Umkleidekabine auf den Kopf krachte.

Viele Schäden - und die Stadt hält sich vornehm zurück

Schimmelpilz im Durchgang zum Raum der Schülervertretung. Völlig verschmierte Flure. Der Förderverein habe aus eigener Tasche Farbe gekauft, um Graffiti zu überstreichen, verputze Löcher in der Wand, während der PVC-Boden in einigen Klassenräumen Blasen schlage - bei der Stadt halte man sich vornehm zurück, so die Lehrerin.

Ein Beispiel. Eines von vielen. Unlängst streikte die Heizungsanlage im Schulzen-trum Kirchlinde. In der Anne-Frank-Gesamtschule herrschte in den Klassen der Oberstufenschüler Einsturzgefahr. Graffiti auf den Schulmauern werden eigentlich nur noch von der Stadt entfernt, wenn es um pornografische Sprüche oder Nazi-Parolen geht.

Die Dortmunder Bezirksschülervertretung (BSV) weiß das. Und handelt jetzt: Sie hat alle Dortmunder Schüler aufgerufen, die gammeligsten Stellen ihrer Schulen zu fotografieren, um den schlechten Zustand und die unzureichende Ausstattung einiger Schulen zu dokumentieren, so Landesschülersprecher Horst Wenzel. "Schimmel, Ratten und Gestank sind Alltag in vielen Pennen", sagt er.

Die Schülervertretung will, dass sich das ändert, "denn nur an einem vernünftigen Lernort kann man auch vernünftig lernen", stimmt Rico Stichmann (16), Sprecher der Gymnasien, zu.

Die Foto-Aktion, die von der Westfälischen Rundschau unterstützt wird, läuft ab sofort und noch bis zu den Sommerferien. Dann werden die Gewinner-Schulen mit einem "Gammelpreis" ausgezeichnet.

Quelle: WR vom 10.04.08