Selbstmordrate in Dortmund ist bedenklich gestiegen
Manchem Menschen in einer Krise erscheint Selbstmord als letzter Ausweg. So weit soll es gar nicht erst kommen, mahnt der Welt-Suizid-Präventionstag am 10. September. Hilfe in der Krise zu bekommen, wird in Dortmund leider immer schwieriger.
Die Zahl derer, die den Freitod wählten, ist drastisch gestiegen. Und Experten beobachten, dass sich zunehmend mehr Menschen mit Selbstmordgedanken tragen.
Laut Polizeistatistik nahmen sich im ersten Halbjahr dieses Jahres 45 Menschen das Leben. Im Vorjahreszeitraum waren es 36. Und 2007 hatten Statistiker für Deutschland – trotz vermuteter hoher Dunkelziffer – gar einen „historischen Tiefstand“ bei der Selbstmordrate vermerkt. Droht eine Trendwende?
„Rund 43 Prozent unserer Beratungen drehen sich um den Suizid“, sagt Stephan Siebert, stellvertretender Leiter des Krisenzentrums Dortmund. Insgesamt kamen 823 Ratsuchende 2008 zum persönlichen Gespräch. Mehr Frauen (50) als Männer (27) hatten bereits einen Selbstmordversuch hinter sich. Rund 230 weitere Klienten galten als suizidgefährdet.
„Wir beobachten, dass der Druck am Arbeitsplatz deutlich zunimmt und durchweg die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt“, sagt der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut. „Die Wirtschaftskrise spiegelt sich in persönlichen Krisen wieder.“ Und findet ihren Niederschlag im Terminkalender des Krisenzentrums.
Am Rande der Kapazität und lange Wartezeiten
„Wir arbeiten zur Zeit am Rande unserer Kapazität und haben mittlerweile Wartezeiten von etwa einer Woche.“ Grundsätzlich bemüht sich das Krisenzentrum, Ratsuchende innerhalb von drei Werktagen zu empfangen. Aber auch bei Psychotherapeuten im Raum Dortmund, so Stephan Siebert, stünden krisenbelastete Menschen zur Zeit Schlange.
Furcht vor wirtschaftlichem und sozialem Abstieg ist nach Beziehungskonflikten, so Siebert, der häufigste Grund, freiwillig aus dem Leben scheiden zu wollen. Vorbeugende Hilfen wie heute am Welttag für Suizid-Prävention gefordert, tun Not. Siebert: „Ich würde mir zwei zusätzliche Stellen wünschen.“
Das Krisenzentum existiert seit 1978. Träger ist das Ev. Bethanien-Krankenhaus.
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9-17 Uhr, Mi 9-20 Uhr. Tel 43 50 77.
Die Beratung ist kostenlos.
www.krisenzentrum-dortmund.de
Quelle: RN vom 10.09.09