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Sparwahn der Landesregierung: Spritzenautomaten bleiben bald leer

Bedeckt mit Aufklebern, beschmiert mit Graffiti-Sprüchen, hängt er irgendwie da, an einem hässlichen grauen Gitterzaun. Doch für viele ist der Spritzenautomat am Eisenmarkt 5 eine Anlaufstelle, die sie vor Schlimmerem bewahrt. Von ihm bekommen sie Spritzen, Löffel und die Ascorbinsäure, die sie zum Kochen ihres Heroins benötigen.

...Wenn sie fertig sind, können sie ihre gebrauchten Utensilien wieder in den Automaten hineinwerfen. Eine saubere und sichere Sache - zum Schutz der Abhängigen und zum Schutz der Öffentlichkeit. Doch das alles gehört ab April voraussichtlich der Vergangenheit an.

Wer sich jetzt noch sein "Besteck" an den zwei Automaten in Dortmund zieht, wird vermutlich die letzten Male 50 Cent in den Schlitz werfen. Denn ab April werden die Apparate am Eisenmarkt und am Schwanenwall abgehängt oder zumindest nicht mehr aufgefüllt. So will es die Landesregierung. 15 300 Euro kostet ein Automat im Jahr, das sind 30 000 Spritzen. Der Betrag geht an die Aids-Hilfe, die die Geräte dann bestückt. Diese Unterstützung soll nun wegfallen.

Was das für Konsequenzen hat, weiß Willehad Rensmann, Einrichtungsleiter der Drogenhilfeeinrichtung Kick: "Falls das Land die Streichung durchsetzt, müssten wir selber Automaten betreiben. Das wären Mehrkosten von 11 000 Euro", rechnet er. "Und das ist mit dem niedrigen Haushalt der Aids-Hilfe nicht möglich."

Also wird es wohl gar keine Automaten mehr geben - in ganz NRW nicht mehr. 100 Automaten sind es insgesamt. Rensmann ist überzeugt, dass sich durch die vermeintlichen Einsparungen die Kosten für das Land aber nur verschieben. Durch unsaubere Nadeln erhöht sich die Ansteckungsgefahr, ein Aids-Kranker koste im Jahr 50 000 Euro. Auch die Säuberung der Spielplätze würde dann wieder Kosten verursachen. Und die fängt spätestens dann an, wenn spielende Kinder wieder Spritzen im Sand finden. - ruh

Quelle: RN vom 09. März 2006

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