Über 3000 Kinder vernachlässigt

Das sei eine Steigerung um etwa elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zum Jahreswechsel hatte die Jugendhilfe insgesamt 3655 Kinder und Jugendliche in ihren Betreuungslisten.

Hohe Arbeitsbelastung

Bereits in den Vorjahren hatte es eine deutliche Zunahme von Misshandlungen, Vernachlässigungen und Missbrauchsfälle unter Dortmunder Dächern gegeben, die die Mitarbeiter des Jugendhilfedienste an die Grenzen ihrer Kapazität gebracht hatte.

Inzwischen sind die zusätzlich geschaffenen Stellen besetzt. „Die Arbeitsbelastung der Kollegen ist aber immer noch hoch”, räumt Weirauch ein. „Wir können leider nicht sehen, dass sich die Lage beruhigt.” Seit einigen Jahren fahre die Jugendhilfe - bundesweit - eine neue Strategie.

Die Behörde versuche, die Kinder so lange wie möglich in ihren Familien zu halten. Die Betreuung laufe, wo möglich, ambulant. Das bedeute, dass Mitarbeiter die Familien aufsuchen. Nur wenn das Elternhaus überhaupt nicht mitspiele, bleibe dem Amt keine andere Wahl als die Aufnahme in einem Heim oder in einer Pflegefamilie.

»Die Mutter hatte ich auch schon...«

Zum Jahreswechsel wurden 1989 Kinder - also etwas mehr als jedes zweite vernachlässigte - ambulant betreut. 795 Kinder fanden in Dortmund eine Aufnahme in einer Pflegefamilie. 871 kamen stationär in ein Heim.

Die häufigsten Gründe für die Inobhutnahme: Kinder werden vernachlässigt, geschlagen oder missbraucht.

Die Überforderung der Eltern nimmt nicht ab, zieht Weirauch Bilanz. „Man arbeitet und arbeitet, und es geht nicht aufwärts.” Erfahrene Kollegen stellten fest, dass sich die Vernachlässigung auf die nächste Generation vererbt, wenn sie erkennen: „Die Mutter des Kindes hatte ich auch schon in meinen Akten.”

Quelle: Der Westen vom 16.12.09