Das Geschäft mit der Not boomt
"Sofort Geld verdienen", "Bis 290 Euro monatlich durch Autowerbung", "800 Euro als Testperson für Kosmetik", "Top-Verdienst bei freier Zeiteinteilung" - heißt es in den Anzeigen. Eine falsche Hoffnung, die viele Arbeitssuchende teuer bezahlen. "Das Geschäft mit der Not boomt", sagt Helene Schulte-Bories von der Verbraucherzentrale.
"Hinter den vollmundigen Angeboten, die auf die lockere Art ein paar schnelle Euro verheißen, verbergen sich oft windige Abzocker, die Jobsuchern mit unhaltbaren Versprechen das Geld aus der Tasche ziehen", weiß die Verbraucherzentrale NRW aus ihrer Beratungspraxis.
Fotomodells für Castingagenturen, Reklamefahrer oder Warenverkäufer auf Provisionsbasis: Mit welchen Tricks gearbeitet wird und von welchen Jobangeboten man die Finger lassen sollte, weiß Helene Schulte-Bories: Vorsicht bei übertriebenen Verdienstmöglichkeiten. Meistens würden leichte Tätigkeiten mit hohen Einnahmen versprochen, aber wenig Info geliefert. Aber: Jobvermittler haben nichts zu verschenken. Mit ein paar Stunden Arbeit pro Woche können legal nicht 1000 Euro verdient werden. Vorsicht gilt, wenn die Tätigkeit nur vage beschrieben wird. Oft sei nicht klar, welche Voraussetzungen Interessenten mitbringen sollen, was als Leistung von ihnen verlangt wird. Um genaue Informationen zu erhalten, müssten Jobsuchende oft erst einmal Geld hinblättern. Wer gezahlt hat, etwa für ein Foto-Casting, einen teuren Lehrgang oder den Eintrag in eine Datenbank, sähe sein Geld in der Regel nicht wieder, so Schulte-Bories.
Grundsätzlich gelte: Anonyme Anbieter sind unseriös. Glaubwürdig sind Stellenanzeigen nur, wenn aus ihnen der Arbeitgeber hervorgeht. Jobsuchende sollten sich über die jeweilige Firma erkundigen und einen Arbeitsvertrag nur nach sorgfältiger Prüfung unterschreiben. So manches Unternehmen habe sich am Ende als Briefkastenfirma entpuppt, die sich mit den Vorauszahlungen ihrer Kunden aus dem Staub gemachte. Auch ein Telefonat mit dem Jobanbieter kann teuer werden. Nutzlose Informationen am Telefon werden oft über teure 0190er- oder 0900er-Nummern abgewickelt.
Waren häufig das Geld nicht wert
Besonders teuer könne es werden, wenn Nebenjobber vorab eine bestimmte Warenmenge, beispielsweis Kosmetika, Vitaminpillen oder Wasserfilter abnehmen müssten. Häufig seien die Waren das Geld nicht wert.
Wer viel Geld investiert hat und keinen Euro verdient, sollte den Jobanbieter anzeigen.
Quelle WR vom 15.08.2005