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Videoüberwachung in Dortmunder Kneipe

Überall Augen: "Ich sehe was, was Du nicht siehst" - das alte Kinderspiel bekommt in Zeiten modernster Videoüberwachung, Terrorabwehr und wachsender Beschränkung der Persönlichkeitsrechte eine ganz andere Bedeutung. Jetzt also auch ein Gaststättenbetrieb. Das "Louisiana" an der Kleppingstraße rüstet auf, installierte sechs Kameras am Nebeneingang, Haupteingang, in der Tiefgarage und drei weitere im Thekenbereich. Sogar in der Küche soll eine Kamera zuschauen, und bestimmt nicht, um dort Zechpreller zu überführen.

Das habe alles seine Richtigkeit, betont der stellvertretende Manager des Franchise-Unternehmens, Bobtchev. Seinen Vornamen wollte er nicht nennen. Nur so viel: "Wir leben in einem Supermedienzeitalter. Wir waren immer einer der ersten Betriebe, die Neuerungen einführten. Es dauert aber noch, bis die Kameras in Betrieb genommen werden können. Sie müssen erst justiert werden. Ich schätze, zum Monatsende ist es so weit." Der Betriebsrat sei gefragt worden, beeilt er sich, und ergänzt: "Die Mitarbeiter waren einverstanden."

Dies wird nicht unerheblich bezweifelt von der Gewerkschaft Nahrung, Gaststätten und Genuss (NGG) in Dortmund. Bei NGG-Geschäftsführer Manfred Sträter meldeten sich Mitarbeiter, die darüber klagten, die Geschäftsführung übe Druck auf sie aus, nach dem Motto, wer nicht unterschreibt, der fliegt. Und: "Das Louisiana hat keinen Betriebsrat mehr", weiß Sträter.

In Supermärkten

Videoüberwachung - ein heikles Thema für Datenschützer. Ist es auch eins für Justizbehörden? Heiko Oltmanns sieht möglicherweise arbeitsrechtliche Probleme, strafrechtliche kann der Oberstaatsanwalt nicht finden und verweist auf viele Supermärkte, in denen Videoüberwachung, vor allem im Kassenbereich, Alltag sein soll.

Wirkung auf Gäste

Welche abschreckende Wirkung Kameras auf Gäste haben werden, die in Ruhe ein Feierabend-Bierchen trinken und sich mit Freunden treffen wollen, bleibt abzuwarten. Vorschrift sei jedenfalls, so Sträter, gut sichtbar darauf hinzuweisen: "Dieser Raum wird videoüberwacht."

Völlig überrascht von der Absicht des "Louisiana"-Managements zeigte sich jedenfalls Claus Altendorf. Das "Louisiana" sei sogar Dehoga-Mitglied, aber mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband habe man vorher nicht gesprochen, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer. Er selbst kennt aus Dortmunds Gaststättenlandschaft nur einen einzigen Fall. Der Betrieb existiert aber nicht mehr, der Wirt ist inzwischen verstorben. "Im früheren Novotel in Bochum gab es mal Überlegungen, Kameras zu installieren, nach dem vierten Raubüberfall auf den Nachtportier." In gewisser Weise nachvollziehbar hält Altendorf Überlegungen zur Videoüberwachung. Vor dem Arbeitsgericht würde gerade ein Fall verhandelt, bei dem an einer einzigen Kaffeemaschine mindestens 18 000 Euro Miese gemacht wurden. Auf Räuber von außerhalb, glaubt er, hätten Kameras keine abschreckende Wirkung: "Die ziehen sich Masken über." - bö

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 15. August 2006
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