Von einer Gründungswelle keine Spur
Die Zahl der Unternehmer hat im vergangenen Jahr zugenommen: Die Dortmunder Finanzämter registrierten 39 356 Unternehmer - 665 mehr als im Vorjahr. Da sich die Zahl der darin enthaltenen Arbeitgeber (21 571) nicht erhöht hat, handelt es sich bei den neuen Firmen offenbar größtenteils um Ich-AGs.
"Ob man da von einer Gründungswelle sprechen kann, wie es vielfach getan wird, wage ich zu bezweifeln", sagte Hans Brunswig, Vorsteher des Finanzamtes Dortmund-Ost. Zusammen mit seinen Kollegen Willi Brandt (Dortmund-West), Rolf Schirmbeck (Dortmund-Unna) und Gernot Schelkmann (Dortmund-Hörde) hatte er gestern zur Jahrespressekonferenz der Festsetzungs-Finanzämter eingeladen.
Während die Anzahl der Körperschaften (z.B. GmbH) im vergangenen Jahr nahezu konstant blieb, sank die Anzahl der Arbeitnehmer - von rund 210 000 auf 204 000. "Zahlreiche Menschen haben offenbar ihren Arbeitsplatz verloren", so Brunswig.
Sehr erfreulich für den Finanzminister: Das Steueraufkommen stieg um 1,3 Prozent an: 2,66 Mrd. Euro kassierten die Finanzbehörden. "Damit liegen wir über den Trend im Ruhrgebiet, in dem 0,9 Prozent mehr veranlagt wurden." Dabei sanken die Lohnsteuer-Einnahmen um 0,9 Prozent. "Weil im vergangenen Jahr keine neuen Steuersparmodelle griffen, gehen wir davon aus, dass es an der sinkenden Zahl von Arbeitnehmern liegt", erklärte der Finanzamt-Vorsteher. Weitere Zahlen: Bei der Umsatzsteuer gab es ein Plus von 4,13 Prozent, bei der Grunderwerbssteuer ein Plus von 5,72 Prozent und bei der KfZ-Steuer ein Plus von über 10 Prozent. Laut Brunswig liegt dieser Zuwachs daran, dass die Autos älter werden und aus der Steuerbefreiung fallen.
Das große Plus von 252 Prozent bei der Einkommenssteuer wundert die Finanzexperten nicht: "Schwankungen in diesem Sektor sind normal - offenbar griffen die Bemühungen der Bundesregierung, die die Abschreibungsmöglichkeiten von Reichen senken wollte." - Andreas Wegener
Gut angenommen wird die im vergangenen Jahr eingerichtete Existenzgründerstelle - der Dortmunder Finanzämter. "Wir haben schon bis zu 400 Kontakte gezählt", berichtet Brunswig. (Angehende) Jungunternehmer erhalten dort von den Finanzbeamten Antworten auf spezielle Fragen zur Steuererklärung. Rund sechs Monate beraten die Experten, die aber Steuerberatern keine Konkurrenz machen. Mit auf den Weg bekommen die Neugründer die Steuernummer, die sie künftig auf allen Rechnungen angeben müssen. >> www.finanzamt-dortmund.de
Quelle: RN vom 09. März 2006